... Und das Ganze nennt sich Schmidt

Auf einem Geburtstag ist Langeweile verboten. Sonst kommt noch jemand auf die Idee, die Glotze anzuschalten. Beim Schmidt Sommerfest am Wochenende wurde vorgesorgt: Lustvoll in den elften Geburtstag hineinzufeiern und Seifenopern genießen, lautete hier die Devise.

Regengeschützt vergnügten sich Zuschauer und Darsteller ab 22 Uhr in der Pension Schmidt des Schmidt-Theaters, während Gerda (Corny Littmann) vor ihrer grellbunten kleinen Weltbühne auf dem Spielbudenplatz den ungleich größeren Teil des Publikums umfassend unterhielt. Der trank und futterte nämlich wie es sich für eine anständige Geburtagssause gehört und genoss zudem das Geschehen im Theater via Videoübertragung. Durch den schnellen Szenenwechsel zwischen den beiden Bühnen war jeglicher Gedanke ans Zappen ausgeschlossen.

Zwar präsentierte Gerda nur eine kleine Auswahl schillernder Kleider, dafür um so mehr Musik und Stars, die im volkstümlichen Glanz erstrahlten. Kamen Rex Gildo und Wenke Myrrhe noch als Imitate daher, kramte der leibhaftige Jürgen Marcus seine wohl bis in alle Ewigkeit beliebten Sechziger Jahre-Kamellen hervor: Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben, johlte es vergnügt die Reebarbahn herauf und herunter.

Begeistert stimmte das Publikum auch in den schrägen Labskaus-Text mit ein, den die Missionarin Erdmute Andresen (Uli Pießmann) zum besten gab. Der Labskaus, der angeblich der ganzen Familie inklusive Hund mundet, besteht aus einer Mixtur aus Silberfisch, Kakerlake und ähnlichen Schmankerln. Einzige Nebenwirkung: „Da kannste ficken wie –ne Nähmaschine!“ Polizist Hotte Koltz (Frank Wieczorek) muss es ja wissen, nennt ihn seine Liebe – Pensionswirtin und Bowie- Fanatikerin Cosima von Cattenstedt (Kerstin Marie Mäkelburg) – immerhin „Hengst“.Völlig unbelastet von Bowie oder Labskaus zeigte sich dagegen Comedy-Spezialist Ole Lehmann. Phänomenal war sein nostalgischer Ausflug in die Augsburger Puppenkiste, bei dem synchron zu Michael Endes Hörspiel Jim Knopf Lukas, den Lokomotivführer als Marionette mimte.

Sicher, der Abend des Geburtstagsfestes mit Wunderkerzen und Tischfeuerwerk pünklich um 0 Uhr am Samstag war nicht zuletzt durch die live-Übertragung des NDR das Aufregendste des Schmidt Sommerfestes. Erwähnenswert ist jedoch auch der teilweise verbissen umkämpfte Sieg beim Samstag nachmittäglichen human table-soccer. Tischfußball, nur mit lebenden Figuren und ohne Außeneinwirkung. Schade, dass das Team der Davidwache noch durchtrainierter war als jenes der taz hamburg. So blieb der Plüschherzchen-Pokal nach der knappen Niederlage im Endspiel leider auf der Reeperbahn. Unser Vorschlag: Neues Spiel, neues Glück an Schmidts zwölftem Geburtstag!

Liv Heidbüchel