Stimmen vom Stillen Örtchen

Porträts aus Hamburger Toiletten. Teil 4: Edith Holst (48 Jahre)  ■ Von Hendrik
Doose

Gewisse Toiletten-Standorte stellen höhere Anforderungen an die Charakterstärke einer „Klofrau“ als andere. Besonders vielschichtig ist die Klientel, die sich bei Edith Holst am Alsteranleger einstellt. Von der eleganten Kundschaft der umliegenden Einkaufspassagen bis zum Junkie ist alles vertreten.

„Bei mir werden alle gleich behandelt“, sagt Holst, „nämlich freundlich“. Doch das Engagement der resoluten Frau, die sich nicht scheut, ihrer Kritik an der Obdachlosenpolitik des Hamburger Senats durch ein Plakat in ihren Räumen Ausdruck zu verleihen, geht über die bloße Gleichbehandlung hinaus. Sie hört zu, wenn jemand sein Herz ausschütten möchte und organisiert auch schon mal ein paar neue Klamotten.

Ein besonders einschneidendes Erlebnis war es für sie , als sie im letzen Sommer in einer der Kabinen einen Toten entdeckte, der an einer Überdosis Heroin gestorben war. Neben dem Schock und der persönlichen Betroffenheit, die dieses Ereignis ausgelöst hat, hat sie sich vor allem über die Art, wie Behörden und Polizei mit dem Drogenopfer umgingen, aufgeregt: „Sie behandeln diese Leute wie den Abschaum der Menschheit. Jeder andere Tote wäre mit Respekt behandelt worden, aber mit ihm gingen sie um wie mit einem verseuchten Tier. „