Vögel, die nicht fliegen können

■ Spektakuläres Naturereignis im Wattenmeer: 180.000 Brandgänse mausern

Im schleswig-holsteinischen Wattenmeer halten sich in diesen Tagen hundertausende von Vögeln auf, die nicht fliegen können: Fast der gesamte nordwesteuropäische Bestand an Brandgänsen hat sich im südlichen Bereich des Nationalparks eingefunden, um das Federkleid zu wechseln. Aktuellen Zählungen der Umweltstiftung WWF Deutschland (World Wide Fund for Nature) zufolge verbringen derzeit 180.000 Vögel die Zeit ihrer Mauser an der Elbmündung und auf der Vogelinsel Trischen.

Die Brandgansmauser gehört zu den spektakulärsten Naturereignissen im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Während des Gefiederwechsels sitzen die schwarz-braun-weißen Vögel dicht an dicht im Watt. Bei der Mauser werfen sie alle Schwungfedern ab und sind dadurch mehrere Wochen flugunfähig. „In dieser Zeit sind die Tiere besonders empfindlich und dürfen nicht gestört werden“, sagt der Projektleiter Wattenmeer beim WWF, Hans-Ulrich Rösner.

Selbst im Nationalpark Wattenmeer seien die Brandgänse jedoch Gefährdungen ausgesetzt: Wattwanderer beeinträchtigen ihre Ruhe von Land aus, Boote und Schiffe von der See. In der Mauserzeit flüchteten die Tiere schon, wenn Störungen mehr als einen Kilometer entfernt sind.

Zwar sei auf Initiative der Umweltstiftung mit den Wassersportlern verabredet worden, dass diese die wichtigsten Brandgansgebiete freiwillig meiden. Mit der Fischerei stehe eine solche Vereinbarung aber noch aus. Die im geplanten neuen Nationalparkgesetz vorgesehene Verbesserung des Brandgansschutzes durch weitere freiwillige Übereinkünfte, so betont Rösner, sei daher unverzichtbar.

Heike Wells