Sofi: Nichts geht mehr

■ Wer noch nicht vorgesorgt hat, kommt nicht mehr in den vollen Genuss der Sonnenfinsternis: Schutzbrillen und Züge sind ausverkauft / Wetterprognose: Gut

Bremens Optiker schütteln schon von weiten mit dem Kopf. Fragen nach Sonnenfinsternisbrillen erübrigen sich – die sind nämlich weg. Ausverkaufsschilder prangen bei einigen Optikern schon im Schaufenster. Das spart unnötige Fragerei. Denn wer zu spät kommt, der wird von der Sonnenfinsternis nichts abkriegen: Keine Schutzbrillen und auch keine Züge – Richtung Stuttgart ist fast alles schon ausgebucht.

Optiker Heldt zum Beispiel ist gestern ein Grossauftrag entgangen: Eine orthopädische Klinik wollte 500 Schutzbrillen für die Sonnenfinsternis (kurz Sofi) bestellen. Alle Patienten hätten so das Ereignis mitverfolgen können. Aber nichts da: Die Brillen sind schon seit einer Woche ausverkauft. Als Geheimtip wird Kollege Voss im Roland-Center gehandelt. Weit draußen in Huchting – „da könnte es noch welche geben“.

Aber Fehlanzeige: „Geheimtip waren wir bis letzte Woche noch“, heißt es bei Voss. Seit letzten Mittwoch ist man auch hier ausverkauft. 400 Stück gingen beim Huchtinger Optiker über den Ladentisch. „Dabei hätten wir locker das Dreifache verkaufen können.“ Aber weil man auf den Drei-D-Brillen damals sitzen geblieben, ging man mit der Bestellung für Sofi-Brillen eher vorsichtig um.

Eine Rentnerin müht sich jetzt schon im vierten Optikergeschäft in der Innenstand um den Augenschutz. Bei Kaufhof stand sie in der Schlange zu weit hinten. Dort wurden gestern früh die letzten beiden Sofi-Brillen verkauft. Bei Fielmann und Apollo Optik kommt ihr schon ein Pulk Menschen entgegen. Wieder nur Kopfschütteln. Schon seit letzter Woche sei alles weg. Mit Nachschub ist nicht zu rechnen – der Großhändler kann nicht mehr liefern.

Zwar ist ein Schaufenster des Casa Natura ganz auf Sonnenfinsternis ausgerichtet. Nur die Brillen zum Ereignis sind schon weg. „Wenn das Wetter nicht so gut gewesen wäre“, meint der Verkäufer, wäre man die Brillen nicht so schnell losgeworden. Aber das wochenlange Hoch machte schließlich Freude auf die Finsternis, und der Sichtschutz ging weg wie nix. Jetzt wird zu „zwei Schweißerbrillen übereinander“ geraten. Der letzte Trost für Hobby-Schweißer.

Auch bei der Deutschen Bahn hatte man keinerlei Absatzschwierigkeiten: Die Frühzüge am Mittwoch Morgen nach Stuttgart sind ausgebucht – obwohl noch ein zweiter Zug eingerichtet wurde. Schon am Freitag soll der voll gewesen sein. Regen Anklang, sagt ein Bahnmitarbeiter, gab es auch für die Nachtverbindung. Dann bliebe morgens genug Zeit für die Standortwahl.

Und während in Süddeutschland die halbe Welt feiert, müssen Bremens Angestellte schuften. Sofi-frei gibt es von den Firmenleitungen Eduscho, Kraft Suchard und Kelloggs jedenfalls nicht. Es bleibt nur die Mittagspause. „Das sind ja nur zwei Minuten“, heißt es. Und: „Sonst könnte man ja auch bei jedem Gewitter freigeben“. Zwar wird in der Firmenzentrale von Daimler-Chrysler in Stuttgart groß die Finsternis gefeiert – mit Bremen aber habe das nichts zu tun, versichert ein Pressesprecher des Konzerns.

Allein die Wettervorhersage ist hier tröstlich. Der Deutsche Wetterdienst in Hamburg teilt in seiner Prognose das berühmte „heiter bis wolkig“ mit. Bremen soll „ganz gute Chancen“ auf Wolkenlücken haben. In München und Stuttgart dagegen soll die Wolkendecke wenig von der Finsternis durchlassen. Der heiße Tip – im Moment noch – heißt Saarbrücken. pipe