■ So schlimm wird's gar nicht, sagt Nostradamus
: Apokalüpschen now!

Also da muss man doch noch mal eine Lanze für den ständig verkannten Nostradamus brechen. In den Prophezeiungen, die der französische Pestdoktor und astrologische Berater von Caterina de Medici „sitzend, nachts, bei geheimen Studien, allein“ und wie im Fieberwahn niederschrieb, ist nämlich keineswegs vom totalen Weltuntergang die Rede. Die Welt wird nicht mit Stumpf und Stiel untergehen. Ein Apokalüpschen soll es werden, mehr nicht. Um seine berühmten Verse aus dem Jahre 1550 noch mal ganz korrekt zu zitieren: „Im Jahre 1999, im siebten Monat, wird ein großer Schreckenskönig am Himmel erscheinen: Den großen König von Angolmois wird er von den Toten erwecken, davor und danach wird Mars regieren zu guter Zeit.“

Der Schreckenskönig, das wissen wir längst aus gut informierten esoterischen Kreisen, ist ein alter Begriff für die Sonnenfinsternis, die durch die Einführung des Gregorianischen Kalenders nach Nostradamus' Tod in den August verschoben wurde. Aber wer ist der große König von Angolmois? Monatelang ist darüber gerätselt worden, seit Montag wissen wir es definitiv, seitdem ist die Wahrheit in ihrer ganzen Gnadenlosigkeit enthüllt: Es ist der neue russische Ministerpräsident Wladimir Putin.

Angolmois, klärt uns das Esoterik-„Magazin 2000 plus“ auf, ist ein Anagramm für „Mongolais“, das Mongolenreich Dschingis Khans, das sich damals in denselben trostlosen Weiten erstreckte, die heute Russland genannt werden.

Putin, den Jelzin von den Toten erweckt und zu seinem präsidentialen Nachfolger gekürt hat, was die Frage aufwirft, ob in Jelzin der wiedergeborene Nostradamus steckt, aber lassen wir das, der Geheimdienstmann Wladimir Putin also mit seinen weit reichenden Verbindungen zu KGB, CIA und zur lakedonischen Motorradmördermafia K 2 R wird der große König sein, der im Zeichen des Kriegsgottes Mars mit Feuer und Schwert regieren wird, was man ja jetzt schon an Dagestan sieht. Ach du jemineh! Putin marschiert in Dagestan ein! So provinziell haben wir uns den Weltuntergang eigentlich nicht vorgestellt.

Und schon wird das Publikum, um seine hübsche Apokalpyse-Liveshow gebracht, Zeter und Mordio schreien und seine Eintrittsgelder zurückhaben wollen. Aber das ist ungerecht. Wir leben nun mal in einer modernen Teilzeitgesellschaft mit Teilzeitarbeitsplätzen und Teilzeitelternschaft. Ein Teilzeituntergang ist da nur konsequent. Ute Scheub