Vor Gericht und auf hoher See

■ Havarie der „Pallas“ wird ab kommenden Montag vorm Seeamt der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Kiel verhandelt

Die Ursachen für die Havarie der „Pallas“ und deren Folgen im Oktober vergangenen Jahres werden nun auch amtlich untersucht. Von Montag an will das Seeamt Kiel der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nord in Cuxhaven das gesamte Geschehen aufrollen, das im vergangenen Jahr für Wochen die Küste in Atem hielt.

Der Holzfrachter „Pallas“ war am 25. Oktober vor der dänischen Küste in Brand geraten und nach mehreren gescheiterten Schleppversuchen am 6. November etwa zehn Kilometer südwestlich von Amrum endgültig gestrandet. Aus dem Wrack laufendes Öl hatte seinerzeit weite Teile des nordfriesischen Wattenmeers und der Inselstrände verschmutzt sowie mehr als 10 000 Seevögel getötet. Für die Verhandlungen des Seeamtes in der Cuxhavener Seefahrtsschule sind zunächst sechs Tage angesetzt.

Nach Angaben des Seeamtes konzentrieren sich die Untersuchungen auf das gesamte Geschehen, nachdem das Feuer außer Kontrolle geraten war. Um aufzuklären, warum das Schiff auch nach mehreren Versuchen nicht „auf den Haken genommen“ und abgeschleppt werden konnte, sind fast alle Beteiligten aus den Rettungsaktionen sowie verschiedene Sachverständige als Zeugen geladen worden.

Nach der Havarie der „Pallas“ war erhebliche Kritik am Notfallkonzept für eines der am meisten befahrenen Schifffahrtsreviere der Welt laut geworden. Die bezog sich nicht nur auf eine möglicherweise nicht ausreichende Schlepperkapazität zum Bergen großer und schwerer Havaristen. In dem zum „Pallas“-Unglück einberufenen Untersuchungsausschuss des Landtags Schleswig-Holsteins war ein Zuständigkeitswirrwarr der unterschiedlichen Behörden deutlich geworden.

Obwohl das Seeamt nach Schiffsunfällen auf See den Verantwortlichen die nautischen Patente entziehen kann, handelt es sich bei der Behörde nicht um ein Gericht. Aufgabe des Seeamtes ist es lediglich, Ursachen für Unglücke zu ermitteln und Empfehlungen zur künftigen Gefahrenabwehr zu geben. dpa