■ Soundcheck
: Godspeed You Black Emperor!

Gehört: Godspeed You Black Emperor! im Schlachthof. Mit der Apokalypse ist es am Mittwoch dann doch wohl nichts geworden. Vergeblich haben wir gewartet und sind irgendwann einfach zurück gegangen an den Schreibtisch.

Tags drauf: Godspeed You Black Emperor! aus Montreal. Angekündigt als Wall of sound, als episches Noise-Klanggewitter, brachial und bedrohlich, und vor allem: laut. Drei Gitarren, Drums, Percussion, Baß, Loops und Samples, vor einer Leinwand mit obskuren Schwarzweiß-Filmen. Aber eben genauso: Glockenspiel, Cello und Geige. Das soll das Ende alles Schönen sein?

Zu neunt stehen sie auf der kleinen Bühne, so ähnlich wie Leute, die auf einer Party in der Küche rumsitzen. Jeder wurschtelt vor sich hin, nippt möglichst oft am Bier und ist immerhin noch so aufmerksam, nicht zu versäumen, dem Nachbarn Feuer zu geben. Instrumente werden wie Bierkästen hin- und hergetragen. Diese Selbstverständlichkeit ist sympathisch. Keine Posen. Wenn Bassist und Gitarrist sitzend und in sich versunken über ihren Instrumenten hängen, endlos Flageolett-Töne anschlagend, dann scheinen sie sich auch genau so zu fühlen: in sich versunken.

Klanggewitter? Joah. Ab und zu. An vielen Stellen aber auch wie bei gewöhnlichen Gewittern: Irgendwo am Himmel taucht ein Blitz auf, aber auf den Donner wartet man unter Umständen vergebens. Hier und da machen GYBE! Versprechen, die sie nicht einhalten. Das macht das ganze spannend. Überhaupt: Sie beginnen, eins ihrer mindestens viertelstündigen Stücke zu spielen, und man hat nicht die geringste Ahnung, wie diese Musik enden wird, enden soll. Da vergißt man fast, zu rauchen – im Gegensatz zur Cellistin, die sich eine Fluppe nach der anderen anzündet.

Nach dem letzten Stück, steht der Gitarrist von seinem Stuhl auf, hebt die Hand zum Gruß gen Publikum, die einzige Geste, die einzige Regung trotz begeisterter Juhu-Schreie aus dem Publikum.

Nach der 20minütigen Zugabe grüßt er noch einmal. Und dann sind sie einfach weg.

Meike Fries