Nummer 14 ist schon ausverkauft

Obwohl bei Kaiserslauterns 1:0 gegen Dortmund nur eingewechselt, ist Weltmeister Youri Djorkaeff bereits der Liebling auf dem Betzenberg  ■   Von Günter Rohrbacher-List

Kaiserslautern (taz) – Unzufriedene gab es nur wenige an diesem Samstagnachmittag auf dem Betzenberg. Dortmunds Trainer Michael Skibbe war von „Spielart und Spielweise“ seiner Mannschaft angetan, sein FCK-Kollege Otto Rehhagel dagegen eher vom Ergebnis: einem glücklichen 1:0-Sieg. In einer Ecke in den Katakomben des Fritz-Walter-Stadions stand jedoch ein Neuer, dessen Mimik vor allem eines kundtat: Der luxemburgische Nationalspieler Jeff Strasser, vom FC Metz über die Grenze gekommen, war stinksauer auf seinen Trainer, der ihn erst einwechseln wollte, dann aber zurück zu den Reservisten schickte. Dortmunds Sergej Barbarez hatte nach einem Gerangel mit dem FCK-Reservisten Marco Reich die Rote Karte gesehen, und Rehhagel schickte daraufhin lieber Reich ins Spiel.

Die vielen französischen Reporter waren ohnehin nicht wegen Strasser angereist. Ihre Aufmerksamkeit galt ganz allein dem Spieler mit der Nummer 14, der aber zunächst auf der Bank saß: Youri Djorkaeff. Dem Weltmeister von 1998 muss da draußen abwechselnd kalt und heiß geworden sein, so rasant lief das Spiel in der ersten Halbzeit hin und her. Auffälligster Spieler dieser ersten 45 Minuten war der Dortmunder Dede, der sich stets gegen seine Gegner auf der rechten Außenbahn durchsetzen konnte. Dass der BVB nach 20 Minuten nicht mit 2:0 führte, lag zum einen am Unvermögen des Fredi Bobic und zum anderen an Lauterns Torhüter Andreas Reinke, der einige Male großartig reagierte.

Ansonsten war das Aufeinandertreffen der beiden Mannschaften geprägt von Härte und allerlei Nickligkeiten. Schiedsrichter Bernd Heynemann verteilte neun Gelbe Karten und eine Rote. Schon während der Sommerpause hatte sich dieses Mal die Missstimmung zwischem dem 1. FCK und dem BVB entwickelt. Zuerst war Andreas Möller als Neuzugang in Kaiserslautern im Gespräch, was die Lauterer Fans sogar zu Ferienzeiten mobilisierte, weil sie die „Heulsuse“ nicht wollten. Dann trieben es die Borussen allzu dreist und versuchten, Ciriaco Sforza vom „Betze“ loszueisen. Am Schluss blieben beide Spieler ihren Farben treu, spielten aber in diesem Match keine entscheidenden Rollen. Sforza war hundemüde, nachdem er am Freitag bei der Geburt von Tochter Juana dabei gewesen und erst am Morgen zur Mannschaft gestoßen war. Möller saß gar bis zur 72. Minute auf der Ersatzbank.

Die spielerischen Akzente setzten andere. Neben dem Dortmunder Dede waren es beim 1. FCK der Ägypter Hany Ramzy und vor allem der etwas steif daherkommende, aber überaus klug und überlegt spielende Bulgare Marian Hristov, der in der zweiten Halbzeit zum besten Spieler avancierte. Alles, was er versuchte, war durchdacht, fast alles gelang ihm. So in der 66. Minute, kurz nachdem die Westtribüne Trainer Rehhagel aufgefordert hatte: „Otto, lass den Youri rein!“ Nach einem Fehler von Jürgen Kohler legte Hristov Olaf Marschall auf, der unbedrängt das einzige Tor des Tages erzielte und damit den Weg für den Wechsel Djorkaeff gegen Sforza freimachte.

Der Tausch, der um 16.59 Uhr geschah, soll nach dem Willen des armenischstämmigen Franzosen aber einmalig bleiben. Im nächsten Spiel schon will er zusammen mit seinem ehemaligen Kollegen von Inter Mailand Regie im Rostocker Ostseestadion führen. Außerhalb des Spielfelds hat Djorkaeff seinem Kapitän den ersten Rang schon abgelaufen. Tausend Trikots mit der Nummer 14 waren im Nu weg. Und wenn erst das Verständnis mit seinen Mitspielern besser klappt, werden die Zuschauer auf dem Betzenberg noch mehr zu sehen bekommen als die Kostproben, die Djorkaeff gegen Borussia Dortmund gegeben hat.

Der Franzose hat auch einiges gutzumachen in der ehemaligen französischen Garnisonsstadt Kaiserslautern. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten die strengen Besatzer aus dem Nachbarland das Stadion Betzenberg als Abstellplatz für ihre Militärlastwagen in Beschlag genommen, den Spielbetrieb für Fritz Walter und seine Getreuen verboten und das Stadion in „Stade Montsabert“ umbenannt.

1. FC Kaiserslautern: Reinke – Komljenovic – Koch, Ramzy, Schjönberg – Buck, Sforza (68. Djorkaeff), Hristow (85. Reich), Wagner – Marschall, Pettersson (88. Tare) Borussia Dortmund: Lehmann – Reuter – Wörns, Kohler – Stevic, Herrlich (82. Ikpeba), Nerlinger (72. Möller), Dede – Ricken (68. Reina), Bobic, BarbarezZuschauer: 42.000; Tor: 1:0 Marschall (66.) Rote Karte: Barbarez (76.) wegen Tätlichkeit