Schließlich ist Sommer

Karens KochKunst – die Serie der taz hamburg für GenießerInnen. Teil 9: Outdoor im Regen: Ein Bummel durch Gartenlokale von  ■ Karen Schulz

HamburgerInnen sind – man kanns nicht anders sagen – ein dankbares Publikum für die große Lady der Sternenflotte: Frau Sonne. Wann immer sie ihre Strahlen ausschickt, und seien sie auch noch so schwach und unbeständig, werden in unserer Stadt Tische, Stühle, Bänke oder andere Sitzgelegenheiten nach draussen geschafft, um auch ja nichts zu verpassen von der sonnigen Gabe.

Und auch wenn wir in diesem Jahr fast so verwöhnt wurden wie die (viel undankbareren) Südländer, nutzen wir selbst einbrechende Kältegrade im August weiter aus: Überall sieht man Menschen sitzen und mit Begeisterung am Rotwein nippen oder (ehemals gefrorene) Calamares essen. Das geht so weit, dass sich auch die Autorin erst kürzlich im Ottenser Bolero-Biergarten wiederfand und ob des fallenden Regens mit den Begleiterinnen immer enger unterm Sonnenschirm zusammenrückte, anstatt einfach nach drinnen umzuziehen – nein, schließlich ist Sommer, da sitzt man draussen und basta.

Während es sich beim Bolero um einen idyllischen Garten mit großen Kastanienbäumen handelt, unter denen man die üppige Cocktail-Karte rauf und runter probieren kann, bestechen viele Lokalitäten nicht gerade durch ihre Ruhe. Wie im Süden sei das Flair, schwärmt dennoch eine Bekannte, befragt zum Lärm und den Auspuffgasen, die auf dem Platz gegenüber vom Aurel das Sonnenbad begleiten.

Wer solchen Straßenlärm nicht als südliche Zutat, sondern eher genervt betrachtet, muss zwar ein bisschen länger suchen, wird aber auch ein Plätzchen finden: Klassischerweise etwa bei der Strandperle direkt am Elbstrand, obwohl auch hier die Ruhe keine ungetrübte ist, seit die Övelgönne mittels Betonspritzen am Runterrutschen in den Fluß gehindert werden soll.

In Winterhude lockt das Kalenbach im Goldbekhaus mit einer besonderen Spezialität: Blick auf den Kanal. Eine kleine Oase der Ruhe findet sich ganz unvermittelt in St. Georg im Café Koppel – der Innenhof machts möglich, genau wie beim Monsun oder vis à vis dem Eisenstein an der Friedensallee.

Klar, auch im Lieblings-Ausgehviertel Sternschanze finden sich Ecken zum Draussensitzen: ob im Café Unter den Linden oder im heißbegehrten Saal 2 – und wenns voll ist, heißt es einfach weiter ziehen. So richtig lauschig wird es hier zwar selten, dafür kann man klasse Leute gucken. Und darum geht es in diesem Stadtteil ja auch: Man entdeckt schräge Outfits, verrückte Haarfarben und manchmal darunter bekannte Gesichter, deren BesitzerInnen dann gerne ein Weinchen lang am Tisch Platz nehmen und mitklönen.

Kneipendichte herrscht auch an der Universität: Ein Wein im Abaton nach dem Film, lecker Essen beim Arkadasch oder Kaffee im Roxie, das wiederum mit einem ruhigen Garten lockt: Keinen Platz zum Sonnen zu finden, das geht in Hamburg einfach nicht – wenn sie denn scheint!

Bolero, Bahrenfelder Straße 53; Aurel, Bahrenfelder Straße 157; Strandperle, Övelgönne; Kalenbach, Moorfuhrtweg 9; Café Koppel, Koppel 66; Monsun, Friedensallee 20; Eisenstein, Friedensallee 5; Unter den Linden, Juliusstraße 16; Saal 2, Schulterblatt 83; Abaton, Grindelhof 14a; Arkadasch, Grindelhof 17; Roxie, Rentzelstraße 6.