Väter machen hässlich

■ Studie des Max-Planck-Instituts über Vererbung beweist:

Schöne Kinder kommen von schönen Müttern. Ist doch logisch. Oder? Leider zu schön, um wahr zu sein. Denn so einfach ist es nicht: Kinder schlagen vielmehr gerne nach der Art des Vaters und übernehmen seine Gesichtszüge – wobei die Wahrscheinlichkeit, dass das bei hässlichen Männern passiert, besonders groß ist.

Das will jedenfalls Frank K. Salter vom Max-Planck-Institut für Verhaltensphysiologie in Andechs herausgefunden haben. Warum die Kleinen ausgerechnet mit Hakennase, abstehenden Ohren und Stiernacken gestraft werden, also besonders anfällig für die abartigen Seiten von Männern sind, kann Salter allerdings nicht genau sagen.

Klarer sieht er dafür bei dem allgemeinen Zusammenhang, dass die Kinder schöner Mütter stärker dem Vater ähneln. Das hat er mittels einer Versuchsreihe herausgefunden, in der Testpersonen Einzelporträts von Vater, Mutter, Kind aus 99 Familien vorgelegt wurden. Die Testpersonen hatten nichts weiter zu tun, als zu sagen, wem der Nachwuchs ähnlich sieht. Nach dem Zufallsprinzip ausgewählte Juroren hatten zuvor festgelegt, wie schön oder hässlich die Eltern sind.

Aber, was ist schon schön? „Oberflächlich betrachtet mag da jeder anderer Meinung sein. Aber das stimmt nicht ganz. Es gibt Studien, die sagen, welche Merkmale als attraktiv wahrgenommen werden“, erklärt der Forscher. Symmetrische, ebenmäßige Gesichter, dunkle, ausdrucksstarke Augen gehören unter anderem zum Schönheitskatalog. „Man kann, wenn man Porträts aus einem Jahrhundert vergleicht, wie das kürzlich Wiener Forscher gemacht haben, Durchschnittsmerkmale für Schönheit feststellen.“ Nach diesen werden ja auch die virtuellen Schönheiten und computermanipulierten Modekatalog-Beauties zusammengebastelt.

So gewagt seine These klingen mag, Salter untermauert sie traditionell darwinistisch. Verkürzt gilt demnach: „Schöne Frauen transportieren das Versprechen, dass die Gesichtszüge des Mannes vererbt werden. Deshalb findet er diese Frauen sexy und anziehend.“ Dem Mann ist soviel an einer optimalen Vererbung seiner Gesichtszüge gelegen, weil er eindeutig sehen will, dass das Kind von ihm ist und nicht von einem Nebenbuhler. Faustregel: Je ähnlicher es ihm ist, desto sicherer kann er sein.

Dem Mann ist das wichtig, weil Pflege und Erziehung eines fremden Kindes evolutionär gesehen totale Verschwendung sind. Warum sich für die Erhaltung des Erbmaterials eines anderen krumm legen? Hinzu kommt, dass Schönheit im Kampf ums Dasein die besten Chancen verheißt, properen Nachwuchs zu zeugen. Denn Schönheit signalisiert Gesundheit, Fruchtbarkeit, Belastbarkeit – mit einem Wort: gute Gene. So simpel ist der Mensch, besser gesagt der Mann, nun mal gestrickt. Die Schönheit ist demnach schlicht Bote genetisch gelungener Arterhaltung und die Liebe auf den ersten Blick nichts als ein nüchternes Kalkül im Fortpflanzungskampf.

Im wahren Leben ist die schöne Frau vom hässlichen Mann oft wenig betört und entscheidet sich eher für eine ihr ebenbürtige Optik. So läuft's doch. Aber – Trost! – irgendwann bekommt jeder Topf seinen Deckel doch noch. Und die, bei denen es dann zu einer ästhetischen Schlagseite kommt, werden eben zu einem der Forschungsobjekte, die Salters Studien voranbringen.

Der arbeitet indes unermüdlich daran, seine These wasserdicht zu machen, möchte aber gleichzeitig nicht unbedingt dazu ermutigen, Tipps für eine geschickte Partnerwahl aus seinen Erkenntnissen abzuleiten. Dazu sind die Forschungsergebnisse noch viel zu frisch. Bis Salter eindeutige Beweise hat, hält er sich vorsichtig zurück: „Meine Theorie ist zwar nur eine wahrscheinliche Prognose, aber eben eine sehr interessante.“ Chris Löwer