„Dass wir Defizite haben, weiß ich auch“

■ Bei der 1:3-Heimniederlage des Karlsruher SC gegen den VfL Bochum offenbart sich schon zum Zweitliga-Auftakt der in nicht ferner Zukunft zu erwartende Klassenunterschied

Karlsruhe (taz) – Selbstverständlichkeit des Sieges, formulierte der Bochumer Angestellte Achim Weber später ebenso kurz wie bündig. „Ich war weder enttäuscht vom Gegner noch überrascht von uns“, gab der Mann aus der Sturm-und-Drang-Abteilung des VfL so offensichtlich unberührt zu Protokoll, dass spätestens nach dem Schlusspfiff auch dem Letzten klar werden musste, wie sehr die Bochumer schon vor Anpfiff mit einem Erfolg gerechnet hatten bei ihrer Saisonpremiere in Liga zwei.

Den 3:1-Sieg beim Karlsruher SC schienen die Kicker aus dem Ruhrpott nach vom Regen durchtrieften 90 Minuten jedenfalls eher als Pflichterfüllung zu sehen denn als Überraschung. „Wir hätten 3:0 oder 4:0 gewinnen müssen“, gab Weber das Kräfteverhältnis auf der rutschigen Wildpark-Wiese durchaus korrekt wieder, und auch Sportskamerad Peter Peschel kommentierte das Spiel des VfL eher unterkühlt. „Ab und zu war bei uns schon eine spielerische Linie erkennbar“, stellte Peschel fest.

Es kommt nicht eben oft vor, dass solch eindeutige Siege zum Auftakt einer Runde so nüchtern zur Kenntnis genommen werden, wie am Montag Abend vom VfL Bochum praktiziert. „Wir haben sicherlich gut gespielt, aber noch lange nicht optimal“, fasste VfL-Trainer Ernst Middendorp seine und die Stimmung seiner Mannschaft zusammen; allzu große Erleichterung, weil überaus gelungene Standortbestimmung, schien ihm der spielerisch herausgespielte Triumph dennoch nicht zu bereiten. Vielmehr macht sich Middendorp schon jetzt Gedanken darüber, wie er den mit erstligaerfahrenen Akteuren gespickten Kader des Absteigers dauerhaft bei Laune halten und somit wieder zum Aufstieg führen kann, was allseits erwartetes Saisonziel ist. „Es war eine schwere Entscheidung bezüglich der elf Personen, die auszuwählen waren“, verklausulierte der VfL-Coach seine Nominierungskriterien bezüglich Saisonspiel Nummer eins. Ganz daneben lag er mit seiner Auswahl nicht, vor allem Delron Buckley und Yildiray Bastürk bereiteten im Bochumer Mittelfeld Freude pur. Für den weiteren Gang der Dinge dürfte aber auch Middendorp ein Prinzip hilfreich sein, das ohnehin jeder anwendet, der nur ein bisschen etwas auf sich hält – die Rotation.

Von solch fußballerischen Spezialitäten ist der Karlsruher SC derzeit ziemlich weit entfernt. „Wir sind durch individuelle Fehler total aus dem Konzept gekommen“, versuchte Rückkehrer Rainer Schütterle eine Erklärung für die Auftaktpleite; sowohl dem 0:1 in Minute 10 per Handelfmeter durch Weber als auch beim 0:2 zwei Minuten nach der Pause durch Lust waren in der Tat unglaubliche Abwehrfehler vorausgegangen, die das Spiel vorzeitig entschieden und die weiteren Treffer durch Krieg (89.) und Ristau (90.) lediglich für die Statistik erwähnenswert machten. „Die Abwehr war grausam schlecht“, tadelte KSC-Trainer Rainer Ulrich dann auch vornehmlich die Manndecker Amadou und Molata; ebenfalls nicht entgangen wird ihm sein, dass im Mittelfeld Marc Arnold und Daniel Addo kaum über das Prädikat „bemüht“ hinaus kamen.

„Dass wir Defizite haben, weiß ich auch“, grantelte Ulrich. Gelingt es ihm nicht, diese abzustellen, dürfte es bald schon wieder ungemütlich werden beim Karlsruher SC. Frank Ketterer