Kommunikationschaosbei „Pallas“-Bergung

■ Schiffs-Unglück vor der Nordseeküste hätte auf jeden Fall verhindert werden können

Cuxhaven. Kommunikationsprobleme haben offenbar gleich zu Beginn des „Pallas“-Unglücks einen schnellen Einsatz deutscher Bergungsschiffe verhindert. Das haben Vertreter der deutschen Wasser- und Schifffahrtsverwaltung gestern während der Seeamts-Verhandlung in Cuxhaven ausgesagt. Danach sind die deutschen Behörden erst Stunden nach dem Abbergen der „Pallas“-Besatzung darüber informiert worden, dass der brennende Holzfrachter unkontrolliert in der Nordsee trieb. Die „Pallas“ war am 25. Oktober 1998 vor der dänischen Küste in Brand geraten. Erst am Morgen des 26. Oktobers habe der Zentrale Meldekopf zur Unfallbekämpfung in Cuxhaven korrekte Informationen aus Dänemark erhalten.

Auch auf mehrfache Vorbehalte des Seeamts-Vorsitzenden Jochen Hinz bestritten die deutschen Behördenvertreter Kommunikationsprobleme in ihren eigenen Reihen. Hinz bezog sich dabei auf zahlreiche Telefonate zwischen der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung Cuxhaven und den übergeordneten Wasser- und Schifffahrtsdirektionen Nord (Kiel) und Nordwest (Wilhelmshaven) um den Einsatz der staatlichen Hilfsschiffe „Mellum“ und „Neuwerk“. Diese Diskussionen hätten vor allem dazu gedient, den Entscheidern in Cux-haven „den Rücken zu stärken“, sagten Verwaltungsvertreter.

Die Zuständigkeiten für Notfälle auf See sind durch ein kompliziertes Schema zwischen den beteiligten Behörden geregelt. Sie seien in der Praxis mit eindeutigen Kompetenzen und Abläufen verbunden, betonten die Sprecher der Schifffahrtsverwaltung des Bundes und der Länder. Die internationalen Kommunikationsprobleme sollen ihren Angaben zufolge künftig mit jährlichen Großübungen abgebaut werden.

Das Seeamt will die Ursache für die Havarie der „Pallas“ aufklären. Der Holzfrachter war am 25. Oktober 1998 vor der dänischen Nordseeküste in Brand geraten und nach einer tagelangen Irrfahrt durch die Deutsche Bucht etwa zehn Kilometer südwestlich von Amrum gestrandet. Durch auslaufendes Öl des Holzfrachters waren weite Teile des nordfriesischen Wattenmeeres verschmutzt und mehr als zehntausend Vögel getötet worden. dpa