Geld kommt zu Geld

Deutschland ist eines der reichsten Länder der Welt. 1998 verfügten die rund 44 Millionen Privathaushalte über ein Geldvermögen von 5,7 Billionen Mark. Hinzu kamen Immobilien (7,3 Billionen) und Gebrauchswerte wie Möbel, Teppiche, Fernsehgeräte, Schmuck und Uhren (1,7 Billionen Mark). Damit konnte jeder Haushalt rein rechnerisch rund 153.000 Mark in bar oder angelegt und insgesamt Besitz im Wert von 389.000 Mark sein Eigen nennen.

Im Durchschnitt, denn die Realität ist differenzierter: 2,9 Millionen Menschen, darunter 500.000 Nichtdeutsche (ohne Asylbewerber), sind auf Sozialhilfe angewiesen. Fünf Prozent der Privathaushalte sind sogar überschuldet, haben also auch auf Dauer nicht genug Einkommen, um die finanziellen Verpflichtungen abzutragen. Weitere fünfzehn Prozent haben weniger als die Hälfte des Durchschnittseinkommens, das etwa bei 5.000 Mark liegt. Auch sie gelten als arm. Rund die Hälfte verfügt über ein Einkommen von weniger als 100.000 Mark. Drei Prozent sind Vermögensmillionäre. Dazwischen liegt ein breiter Mittelstand.

Die ostdeutschen Haushalte haben zwar in zehn Jahren mächtig aufgeholt, kommen aber bis heute auf erheblich niedrigere Durchschnittswerte. Sie haben nur 32 Prozent des Geldvermögens und nur 37 Prozent der Immobilienwerte ihrer westlichen Nachbarn.

Der überwiegende Teil des Vermögens wird zinsbringend angelegt und schafft so noch mehr Vermögen. Kleinsparer setzen dabei vor allem auf Sparbuch, festverzinsliche Wertpapiere und Versicherungen. Vermögendere, die über einen längeren Zeitraum auf höhere Summen verzichten können, investieren lieber in Investmentfonds oder Unternehmensanteile. Sieben Prozent aller Deutschen besitzen inzwischen Aktien. Ende letzten Jahres hatten sie 1,058 Billionen Mark an der Börse angelegt.

Die Geldanlage rentiert sich mehr als Arbeit. Während die Nettolohn- und -gehaltssumme 1998 nur um 1,3 Prozent und seit 1991 um elf Prozent wuchs, stieg das Einkommen aus Vermögen und Unternehmertätigkeit um 5,2 bzw. 55 Prozent und macht heute gut siebzig Prozent des gesamten Volkseinkommens aus.

Drei Viertel des bundesdeutschen Geld- und Immobilienvermögens gehört über 65-Jährigen, der Aufbaugeneration der Nachkriegszeit. Bis zum Jahr 2004 werden sie davon zwischen 2 und 2,7 Billionen Mark an ihre Kinder und Enkel weitergeben. Jeder vierzigste Erbe bekommt einen Millionbetrag, jeder fünfte mehr als 400.000 Mark, für die anderen – insgesamt erbt beinahe jeder zweite – bleibt wenig bis nichts.

Die Erbschaftswelle wird nicht zu einer Umverteilung in großem Stil führen. Im Gegenteil. Nach einer Untersuchung der Burda-Marktforschung gehören die Erben eher als die Nichterben höheren Einkommensklassen an, ein Drittel stuft seine wirtschaftliche Situation als gut bis sehr gut ein. bw