Querspalte

■ Danke, Dieter!

Lieber Mann, der aus dem Maisfeld kam, jetzt haben sie dich also doch noch erwischt. Es musste wohl so kommen. Aber, du hast uns den ganzen Sommer viel gegeben.

Es ist deshalb an der Zeit, danke zu sagen. Du hast uns gezeigt, dass auch in den zynisch abgeklärten letzten Tagen dieses Jahrtausends Naturverbundenheit nicht nur ein Wort sein muss. Was uns bloß Modeerscheinung der siebziger Jahre war, damit hast du Ernst gemacht: Der grüne deutsche Wald, für dich wurde er zu einem einzigen Trimm-dich-Pfad bei deiner Flucht vor den grünen Schergen. Mit dir spielten wir endlich wieder wie in unserer Kindheit Deutschland-Reise. Hespe bei Stadthagen bei Minden, Limburg, Cuxhaven – jeden deiner Unterschlüpfe haben wir voller Begeisterung mit einem neuen Fähnchen auf unserer Landkarte markiert. Und ich möchte nicht wissen, wie vielen Menschen in den alten Bundesländern du mit deiner letzten Tour – über Waren an der Müritz nach Neubrandenburg nach Greifswald – die Schönheit Mecklenburg-Vorpommerns zum ersten Mal wirklich näher gebracht hast.

Ja, du hast uns gezeigt, dass Urlaub in Deutschland lohnend sein kann. Braungebrannt und drahtig sollst du bei deiner Festnahme gewesen sein – und einen gepflegten Eindruck gemacht haben. Welcher feiste Mallorca-Urlauber kann das schon von sich behaupten? Sicherlich, du hast ein wenig streng gerochen, aber wer wollte dir das nach acht Monaten Survival-Urlaub à la Nehberg schon ernsthaft verübeln?

Aber, was dein größtes Verdienst ist: Du hast das ganze Land im Innersten geeint wie kein anderer. Ob in Ost und West, alle haben wir bei deinen Eskapaden gezittert wie seit den Fluchtbildern aus Ungarn vor zehn Jahren nicht mehr. Ja, du bist der Vollender der inneren Einheit. Und so ganz nebenbei hast du sogar dem Begriff „Waldsterben“ wieder etwas von seiner schaurigen Würde verliehen. Danke, Dieter! Albrecht v. Lucke

PS: Dieser Dieter heißt Zurwehme, nicht Kunzelmann