Andere Länder, andere Sitten
: TBT: Geißel der Meere

■ Wie man das Gift loswerden kann

Tributylzinn (TBT) macht als Umweltgift nicht an den Landesgrenzen Bremens halt. Im Gegensatz zu Bremen hat beispielsweise Hamburg schon vor Jahren angefangen, sich mit dem Problem auseinanderzusetzen. Hamburg setzt vornehmlich auf Deponierung vergifteten Schlamms. Dazu werden Schlämme mechanisch reduziert und/oder thermisch behandelt und zu Ziegeln gebrannt. Diese Aufarbeitung ist sehr kostenintensiv. Das Gift wird dabei nicht vernichtet, sondern nur in eine feste Masse eingebunden. In den Ziegeln etwa bleibt das Gift vorhanden.

Neben der Deponierung von TBT-Schlamm ist seine Verklappung für die Behörden die attraktivste, weil billigste Ent-sorgung. Das Land Niedersachsen hat den Bremern zwar verboten, ihren Dreck in die Nordsee zu kippen, verklappt selbst aber gleichwohl. Dafür hat es einen politischen Grenzwert für die Verklappungsgenehmigung von mit TBT verseuchtem Baggergut festgelegt: 100 Mikrogramm pro Kilo Trockensediment. Als Verfahrensregel für die Verklappung von Baggergut gilt aber: Nur an den Orten soll verklappt werden, an denen die Belastung so hoch ist wie im Baggergut selbst. Glück für Hamburg, sie können auch Schlamm mit über 300 Mikrogramm TBT in die Elbe kippen. So verseucht ist der Fluß. Pech für Bremen, seine TBT-Werte sind für die Verklappung in Niedersachsen viel zu hoch. Niedersachsen selbst schummelt. Das Wattenmeer wird mit durchgängig 20 Mikrogramm TBT belastet angegeben (bei viel höheren Werten vor den Küstenhäfen). Trotzdem verklappt Niedersachsen Schlamm mit 100 Mikrogramm TBT.

Generell gehen Umweltschützer davon aus, dass das TBT-Problem nur durch ein weltweites Verbot des Giftes gelöst werden kann. Zumindest als Beimischung zu Schiffsfarben soll dies Ende dieses Jahres geschehen. TBT wird aber auch für die Produktion von Plastik und zur Haltbarmachung von Textilien und Leder genutzt.

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