Auf den Teddybär gekommen

■ In Charlottenburg findet sich das erste Teddy-Museum der Welt. Das älteste Plüschtier stammt von 1903, das teuerste kostet 40.000 Mark

Der Hauptmann von Köpenick steht hinter einem Eisbären. Links über ihm im Regal lugen kleine goldene Zacken aus einer weißen Umhüllung. „Das ist ein Berliner Bär“, sagt Florentine Bredow, „nur der darf eine Krone tragen.“ Entstanden ist die Kreation, nachdem der Verpackungskünstler Christo vor vier Jahren den Reichstag verhüllt hatte. Jetzt zählt sie zu den Besonderheiten, die das Teddy-Museum hoch über den Dächern Berlins seinen Besuchern aus dem In- und Ausland präsentiert.

Seit drei Jahren ist die Sammlung in der siebten Etage eines schmucklosen Neubaus am Kurfürstendamm untergebracht. Gegründet hat Florentine Bredow ihr Museum bereits 1986 – als weltweit erstes seiner Art, wie sie stolz betont. Ihre Leidenschaft für Plüschtiere reiche zurück bis in die Kindheit, erzählt die 50-jährige Kunsthistorikerin. Inzwischen nennt sie Tausende Teddys in allen Formen, Farben, Größen und Materialien ihr Eigen. Rund 5.000 von ihnen sind in der 140 Quadratmeter großen Wohnung zu sehen, aber „jede Menge“ weitere ruhen derzeit in einem Depot.

Dieses Schicksal teilt auch das mit 3,20 Metern größte Exemplar, das in den niedrigen Räumen beim besten Willen keinen Platz gefunden hätte. Ganz im Gegensatz zu seinem Gegenstück: Der drei Zentimeter große gehäkelte Winzling aus dem Jahr 1903 ruht hinter Glas in einem Liegestuhl. Er ist zugleich der „Veteran“, der Sammlung, denn Teddys gibt es erst seit Beginn dieses Jahrhunderts.

In den sechs Räumen des Museums drängen sich die Stofftiere in Regalen, auf Sesseln, in Vitrinen und auf Fensterbänken. Florentine Bredow greift nach ihrer jüngsten Errungenschaft: ein kleiner Teddy im Stoffkleidchen, den sie kürzlich auf dem Flohmarkt erstanden hat. Spezialisiert sei sie jedoch vor allem auf Exemplare aus den Jahren 1910 bis 1920, erklärt sie und öffnet einen Schrank, in dem sich besondere Kostbarkeiten verbergen: eine Gruppe von Steiff-Teddys aus weißem Mohair, deren Wert inzwischen bei bis zu 40.000 Mark pro Stück liegt.

Daneben gibt es eine schier unerschöpfliche Anzahl von Kuriositäten. Karl Lagerfeld und Michael Schumacher sind ebenso als Teddys verewigt wie Napoleon und der US-amerikanische Schauspieler John Wayne – lebensecht nachgebildet vom Cowboyhut bis zum Revolver. „Der einzige Bär, der bewaffnet ist“, sagt Florentine Bredow schmunzelnd. Auch der blaue „Euro-Bär“, der die neue Währung attraktiv machen soll, und das einbeinige Kuscheltier, dessen Verkaufserlös für die Anti-Landminen- Kampagne des Deutschen Roten Kreuzes bestimmt ist, dürfen in der Sammlung nicht fehlen.

Die „wilde Mischung“ ist Programm. „Wir wollen, dass jeder etwas findet“, sagt die Sammlerin, die ihr Museum ganz aus der eigenen Tasche finanziert. Wichtig ist ihr auch das Gespräch mit den Besuchern. Viele der Erwachsenen fühlten sich in ihre Kindheit zurückversetzt, wenn sie plötzlich ihre früheren Spielgefährten wiedersehen, meint sie. „Das ist manchmal richtig erschütternd.“ Dennoch findet das Museum offenbar großen Anklang, wie mehrere dicke Gästebücher verraten. Und auch eine „bärenfreie“ Zone darf nicht fehlen. Sie befindet sich im Badezimmer und versammelt ausschließlich bunte Vögel. Das Teddy-Museum befindet sich am Kurfürstendamm 147 und hat mittwochs bis freitags von 15 bis 18 Uhr geöffnet.

Gesine Wolfinger, epd