Ein Klops zum Knuddeln

■ Überraschend holt Kugelstoßer C. J. das erste Gold der Familie Jones-Hunter

Berlin (taz) – Da stand er und brüllte und brüllte. Im sechsten Versuch, es war seine letzte Chance, hatte Cottrell John Hunter (30) die 7,3 Kilo schwere Kugel auf 21,79 Meter gefeuert, hatte den Deutschen Oliver-Sven Buder noch von der Spitze verdrängt. Jetzt war er Weltmeister, mit neuer Bestleistung. Was sich in der Hitze von Sevilla angestaut hatte, all die Konzentration und Anspannung, all das musste raus.

Auf der Tribüne hüpfte Marion Jones, die schnellste Frau der Welt, auf und ab wie ein Gummiball. Sie ist Hunters Gattin, wird von ihm trainiert und will bei der WM viermal Gold holen – jetzt hat er den ersten Titel für die Kleinfamilie geholt. Zu besonderer Ausgelassenheit neigt allerdings kein Teil des Sportlerehepaars. „Wir schütteln uns die Hände, dann geb' ich Marion einen Kuss, und das war's“, sagte er.

Wie seine Frau liebt auch der 136-Kilo-Klops ehrgeizige Pläne. In Sydney im Jahr 2000 will er gewinnen, und die WM 2001 noch dazu. Da wird Buder etwas dagegen haben, der mit 21,42 Metern wenigstens noch sein zweites WM-Silber nach 1997 gewann. Die Nervenstärke des Deutschen hat Hunter immerhin gelobt: „Buder ist ein Big-Meet-Performer.“ Er sagte nicht Big-Meat-Performer; das wäre ja auch zu schön gewesen. Rüdiger Barth