■ Das Diepgen des Tages
: Der Schleimbeutel-Basti

„Basti Fantasti“ hat es erwischt. Selbst die zwei Schleimbeutel, in die die Natur die Patella-Sehne eingepackt hat, halfen dem Hertha-Spieler, der derzeit zum obersten Schleimbeutel der Sport-Nation aufgebaut wird, nichts mehr: Sebastian Deisler ist verletzt! Anders gesagt: „Katastrophe, Seuche, Pech – bei Hertha reichen diese Worte gar nicht mehr aus.“ Und einmal, ein einziges Mal kann man der B. Z. aus vollem Herzen zustimmen: Der Hype um „Basti Fantasti“ ist mit dem Begriff Katastrophe nur unzulänglich beschrieben. „Seine Tore, sein Geld, wen küsst er?“, fragte die Boulevardpresse auf dem Cover, um die Antwort, wem Deisler derzeit die Zunge ins Ohr steckt, schuldig zu bleiben.

Jetzt ist das „Fußball-Gefühl in Person“ auch noch in jenes Kartell der Mittelmäßigkeit berufen worden, dem man regelmäßig dafür dankbar sein kann, dass es den Ruf Deutschlands in der Fußball-Welt auf das Gröbste zu verunglimpfen versteht. Die Unternehmenskultur der Nationalmannschaft hat Deisler jedenfalls schon gut verstanden: „Das ist der totale Wahnsinn“, analysierte der 19-Jährige messerscharf, nachdem er in Erich Ribbecks Club für Talent- und Ideenlosigkeit aufgestiegen ist.

Der „Prinz von Berlin“, der seit Beginn der neuen Bundesligasaison für Hertha BSC ins Leder tritt, ist trotz seines Erfolges arm dran. Wie sonst erklärt man sich die Feststellung des DFB-Teamchefs Erich Ribbeck, der anlässlich Deislers Nominierung für die Nationalelf zum Besten gegeben hat: „Er ist schon fast komplett.“ Armer Deisler! Irgendwas fehlt noch – der Herrgott hat wohl wie bei Hans-Hubert Vogts das Hirn vergessen. Und Vorsicht: „Auch Beckenbauer, Rummenigge oder Breitner haben in jungen Jahren in der Nationalelf gespielt“ (Ribbeck). Wenn das mal keine Warnung ist. Hinterher mimt Deisler wie Beckenbauer für viel Geld den Rentner, der mangels besserer Ideen nachts auf den Fußballplatz schleicht, das e-plus-Handy zückt und mit einem süddeutschen Akzent, dem der Gedanke an die Kontobilanz deutlich zu entnehmen ist, losjodelt: „Und die Grundgebühr ist auch schon dabei.“

Beim Rückspiel gegen Famagusta auf Zypern muss Hertha jedenfalls um seinen Nachwuchs zittern: „Der Wunderjunge mit dem goldenen Schuss“, warnt die B. Z., kann auf Zypern wegen seines Knies nicht in Bestform auflaufen. Deisler kann eigentlich zufrieden sein: Die Wunderjungen mit dem goldenen Schuss vom Bahnhof Zoo wären froh, wenn hinterher nur das Knie schmerzen würde. Molly Bluhm