Zu wenig Englischlehrer und zu wenig Biounterricht

■ SPD-Gremium begrüßt Grundschulreform 2000, mahnt jedoch weitere Reformen an

Für den „grundsätzlich richtigen Weg“ hält die SPD-Bildungskommission die Grundschulreform 2000, die im vergangenen Jahr eingeführt wurde und unter anderem Englischunterricht ab Klasse 3 und die Einführung von Wahlpflichtunterricht in der 5. und 6. Klasse vorsieht. Dennoch moniert sie gravierende Probleme in den Grundschulen, die schnellstens behoben werden müssten. Ein Problem sei die wachsende Heterogenität der Schüler. Die Schulen stünden vor der Herausforderung, dass die Schulanfänger hinsichtlich ihrer sprachlichen, mathematischen und sozialen Fähigkeiten immer unterschiedlichere Lernvoraussetzungen hätten. Gleiches gelte für den Übergang zur Oberschule. Deshalb müsse insbesondere in den Jahrgangsstufen 5 und 6 das Niveau für lernstarke und lernschwache Schüler stärker differenziert werden.

Ein weiteres Problem stellt für die Kommission der Fachlehrerbedarf dar. So gebe es zu wenig fachgerechte Englischlehrer in den östlichen Bezirken. Dort müssten Lehrer neu eingestellt oder versetzt werden. Kritisiert wird dabei auch der fachfremde Unterrichtseinsatz. So würden 277 Fachenglischlehrer gar kein Englisch, sondern andere Fächer wie Mathematik oder Deutsch unterrichten. Ähnlich problematisch sieht die Kommission auch den naturwissenschaftlichen Unterricht. Dieser, so das Fazit, sei in der Grundschule ein „konzeptionell vernachlässigtes Gebiet“. So gebe es ab der 2. Klasse lediglich Sachkunde, Biologie erst ab der 5. Klasse. Der Wahlpflichtunterricht, wo je nach Schule zusätzlich Sprachen, künstlerischer oder technischer Unterricht angeboten wird, sollte eine stärkere naturwissenschaftliche Ausprägung erhalten.

Die ersten Ergebnisse, die die Grundschulreform 2000 gebracht hätten, sind zwar nach der Überzeugung der Kommission positiv, würden die Öffentlichkeit jedoch „nur bedingt“ überzeugen. „Warnsignale“ dafür gebe es genügend: Eltern, die ihren Kindern in der Vorschulzeit gute Betreuung bieten können, zögerten die Einschulung oftmals in der Überzeugung hinaus, dass das Lernmilieu außerhalb der Schule anregungsreicher als die Grundschule sei. Auch die steigende Tendenz von Eltern, ihre Kinder nicht mehr unmittelbar am Wohnort an einer Schule anzumelden, sondern lange Wege für eine „bessere“ Schule in Kauf zu nehmen, zeige, dass die Eltern unzufrieden seien.

Um dieses Dilemma zu lösen, müssten die Grundschulen zukünftig unbedingt eine stärkere Transparenz zeigen. Es müsse deutlich werden, wo die Schüler am Ende ihrer Grundschulzeit in Bezug auf fachbezogene und fächerübergreifende Leistungen stehen. Die Kommission schlägt deshalb vor, dass Anforderungen und Ziele der Grundschule am Ende der 6. Klasse in Messungen in längeren Zeiträumen erfasst werden müssten. Julia Naumann

Morgen: Ausländische Kinder