„Tiger“ in Bremen vor Kraftakt

■ Box-Weltmeister verteidigt am Samstag seinen Titel in der Stadthalle

Dariusz „Tiger“ Michalczewski setzt zum Gipfelsturm in zwei Sprüngen an. Weltmeister ist er, den Weltrekord an erfolgreichen Titelverteidigungen hat er – nun will der Hamburger Profi-Boxer auch den inoffiziellen Titel „weltbester Boxer im Halbschwergewicht“ erobern. Teil eins steigt am Samstag in der Bremer Stadthalle, wo er seinen Gürtel nach Version der World Boxing Organization (WBO) gegen den US-Amerikaner Montell Griffin verteidigt. Gewinnt er, folgt im Frühjahr Teil zwei des Kraftaktes. Dann steht das entscheidende Duell um die Krone im Halbschwergewicht mit dem als besten Boxer titulierten Dreifach-Weltmeister Roy Jones jr. (USA) bevor.

Für Manager Klaus-Peter Kohl ist die Zeit des Taktierens vorbei. „Wir gehen keinem mehr aus dem Weg“, verspricht der Chef des Hamburger Box-Unternehmens Universum Promotion. „Früher wurde Dariusz vorgeworfen, er kneift vor einigen. Aber für ihn gibt es eben nur noch wenige Gegner von Interesse. Jetzt kämpfen die absoluten Top-Leute dieser Klasse gegeneinander. Mehr geht nicht.“ Michalczewski ist in der unabhängigen Weltrangliste an Nummer zwei hinter Jones gesetzt, Grifffin an Nummer drei.

Kohl ist sich allerdings auch des Risikos bewusst, das am Samstag auf sein Imperium lauert. Von den acht Weltmeistern (außerdem Witali Klitschko, Juan Carlos Gomez, Bert Schenk, Achmed Kotiew, Artur Grigorjan, Regina Halmich, Daisy Lang), mit denen sich Univer-sum derzeit schmückt, könnte ausgerechnet der Protagonist seinen Titel verlieren. Seit fünf Jahren ist Michalczewski WBO-Weltmeister. Mit 17 WM-Kämpfen und dem Weltrekord von 15 Titelverteidigungen in Serie ist er der Dienstälteste im Universum-Stall. Die Gefahr zu verlieren war nie so groß wie diesmal. Der 29-jährige Griffin hat immerhin als einziger Superstar Jones geschlagen. „Man macht sich jedes Mal Gedanken, dass der Titel weg sein könnte“, bekennt der 31 Jahre alte Michalczewski, fährt dann aber kämpferisch fort: „Ich ziehe mein Ding durch.“

Der zweifache Familienvater hat finanziell längst ausgesorgt. Millionenbörsen allein sind nicht mehr die Motivation für seine Ringgefechte. Michalczewski möchte ganz oben stehen, endlich die Anerkennung finden, die Henry Maske und der glücklose Axel Schulz im Übermaß auf sich ziehen konnten. „Ich kann auch so genug Geld verdienen“, meint er trotzig. Doch den gebürtigen Danziger, der Idol Maske sowohl an Erfolgen als auch an Börsen längst überholt hat, ärgert immer noch, dass seine beeindruckende Karriere in der Wahlheimat Deutschland nicht die Resonanz gefunden hat, die sie verdient hätte.

Im Wettlauf um Renommee und Anerkennung scheint dem „Tiger“ sogar die Konkurrenz aus dem eigenen Box-Stall den Rang abzulaufen. Die schwergewichtigen ukrainischen Brüder Witali und Wladimir Klitschko schwimmen schon nach nur knapp dreijährigem Profi-Dasein auf einer Popularitätswelle. Während der EM-Kampf von Wladimir Klitschko gegen Axel Schulz am 25. September in der 17.000 Zuschauer fassenden Köln-Arena fast ausverkauft ist, waren wenige Tage vor dem Top-Duell Michalczewski-Griffin von 7.000 Karten immer noch 4.000 zu haben. dpa