Hanf-Dampf am Brandenburger Tor

■  Am Samstag zieht zum dritten Mal die Hanfparade zum Tiergarten. Die Veranstalter rechnen mit 100.000 Teilnehmern bei ihrer Demo für die Legalisierung von Cannabis

Am Samstag gehen in Mitte und im Tiergarten wieder die Tüten um: Denn dann wird bereits zum dritten Mal die Hanfparade in der Hauptstadt durchgezogen. Die Organisatoren vom Bündnis Hanfparade hoffen, in diesem Jahr über 100.000 Teilnehmer zu der Veranstaltung in die Hauptstadt zu locken. Ihre Forderung: Hanf soll endlich als Rohstoff, Medizin und Genussmittel legalisiert werden.

Die Demo beginnt um 14 Uhr am Alexanderplatz und führt zum Brandenburger Tor. Zum Umzug gehören 13 Paradewagen. Auch Grüne und PDS sind vertreten.

Nach zwei bis drei Stunden beginnt am Brandenburger Tor die Abschlussveranstaltung: Dort können sich die Teilnehmer nach dem Marsch auf dem „Markt der Möglichkeiten“ stärken. Zwischen dem Brandenburger Tor und dem Sowjetischen Ehrendenkmal werden an 120 Ständen aber in erster Linie Hanfprodukte vorgestellt, darunter vor allem Kleidung und sonstige Textilien, medizinische Produkte, Papier und Baustoffe – sowohl für die ökologisch korrekte Sanierung von Häusern als auch für den gepflegten Joint. Nur auf THC-haltige Ingredienzien muss offiziell verzichtet werden. Denn die sind, sonst wäre die Parade auch überflüssig, nach wie vor verboten.

Dennoch werden wohl auch die verdächtig süßlichen Rauchschwaden das Brandenburger Tor umwehen. Probleme mit der Polizei werden aber nicht erwartet. Einer der Organisatoren, Martin Müncheberg, meint, es bestehe kein Grund zu übertriebener Paranoia. Der Besitz von Marihuana in geringen Mengen werde nicht geahndet. In Berlin liege die Akzeptanzgrenze derzeit bei 5 Gramm. „Wer einen Joint raucht, muss nicht gleich befürchten, verhaftet zu werden“, meint Müncheberg. Anders ist es beim Handel mit Marihuana – der ist nämlich verboten. Demonstrative Provokationen seien daher nicht angebracht. „Es ist nicht im Sinne unserer Veranstaltung, die Ordnungskräfte zu reizen. Das schadet uns nur“, sagt Müncheberg. Schließlich solle die Hanfparade eine friedliche Demonstration sein.

Dafür halten die Stände aber diverse Produkte aus dem sagenumwobenen Kraut bereit, die alles bieten, nur eben keinen Rausch: Hanfgetränke, beispielsweise Hanfbier oder Hanfcola, sowie geröstete Hanfsamen, Hanfgebäck oder Hanfwürstchen.

Die Paradewagen des Umzugs werden zu kleinen Bühnen umgestaltet, auf denen politische Diskussionen und Konzerte stattfinden. Erst gegen 22 Uhr soll sich die Veranstaltung in Rauch auflösen.

Im Gegensatz zur letzten Hanfparade haben die Organisatoren dieses Jahr bisher keine Schwierigkeiten mit den Genehmigungsbehörden. Im vergangenen Jahr stand die Demo noch auf sehr wackligen Beinen. Bausenator Jürgen Klemann (CDU) wollte damals weder die für das Abschlussfest notwendige Sperrung der Straße des 17. Juni noch das Aufstellen der Stände genehmigen. Erst in letzter Sekunde wurde die Genehmigung per Eilgerichtsverfahren durchgesetzt.

Ein weiteres Problem war die Finanzierung: Mit etwa 50.000 Mark stand das Hanfbündnis nach der Parade in der Kreide. Die Einnahmen aus der Parade waren deutlich niedriger ausgefallen als geplant. Das sollte in diesem Jahr nicht noch einmal passieren. Insgesamt 21 Sponsoren aus der Hanfbranche konnten rechtzeitig für dieses Jahr gewonnen werden. Sonja Popovic