Sauberer Strom für alle

Eine Hamburger Firma will beweisen, dass umweltfreundlicher Strom nicht teuer sein muss – und rechnet mit 200.000 Kunden in einem Jahr  ■   Aus Hamburg Gernot Knödler

„Sauberer Strom ist auch heute schon wettbewerbsfähig, behauptet Geschäftsführer Heiko von Tschischwitz. Seine Firma Lichtblick bietet „grünen Strom“ an und wird trotzdem billiger sein als viele klassische Stromanbieter samt ihrem Atom- und Kohlestrom, verspricht er. Kein Kunde braucht mehr zu zahlen als für den herkömmlichen Strom, so die Idee.

Fürs gute Gewissen müssen die Kunden lediglich darauf verzichten, die Angebote der Preisbrecher wahrzunehmen: Ein Vertrag bei Lichtblick läuft mindestens drei Monate. Die Monatsgebühr liegt bei maximal 9,91 Mark, die Kilowattstunde kostet 27,87 Pfennig. Das liegt etwa im Mittelfeld der herkömmlichen Anbieter.

Nehmen wir einen dreiköpfigen Durchschnittshaushalt in einer 70-Quadratmeter-Wohnung: Jährlich braucht er etwa 2.600 Kilowattstunden Strom, für den er bei Lichtblick rund 847 Mark ausgeben müsste. Ein Billiganbieter wie Yello mit viel Atomstrom im Portefeuille verlangt 722 Mark, das RWE 815 Mark, die Hamburger HEW 931 Mark und die Ökostrom Handels AG 1.161 Mark.

Um mithalten zu können, wollen die Lichtblick-Kaufleute sich den Massenmarkt und die damit verbundenen Effektivitätsvorteile erschließen: Bereits im kommenden Jahr sollen es 200.000 Kunden sein. Dabei garantiert das Unternehmen, dass sein Strom zu mindestens 50 Prozent aus Sonnenenergie, Wind- oder Wasserkraft erzeugt wird. Den Rest sollen Erdgaskraftwerke in Kraft-Wärme-Kopplung erzeugen.

Insgesamt sollen bei der Herstellung des Lichtblick-Stroms zwei Drittel weniger klimaschädliches Kohlendioxid in die Erdatmosphäre geblasen werden als im deutschen Durchschnitt. Dies will sich Lichtblick regelmäßig vom TÜV bescheinigen lassen. Auf das Gütesiegel grüner Strom des Darmstädter Öko-Instituts (siehe Kasten), werden die Hamburger allerdings verzichten mssen. Denn die Firma kann auch deshalb so günstig kalkulieren, weil sie nicht zum Neubau von An lagen zur Erzeugung regenerativer Energie beiträgt.

Die Hamburger Familie Saalfeld, der ein Teil der schwedischen Vasa Energy gehört, ist auch mit 25,2 Prozent bei Lichtblick dabei. Zwischen beiden Firmen gebe es aber ausdrücklich keine Beziehung, versichert Tschischwitz. 64,8 Prozent der Lichtblick-Anteile habe eine Tochtergesellschaft der Kölner Privatbank Sal. Oppenheim jr. zur späteren Platzierung an der Börse bernommen. Den Rest teilen sich Tschischwitz und eine Mitarbeiter-Beteiligungsgesellschaft.