■ Lernen bis zur Rente

Sie hocken am PC und klicken sich durch Lernprogramme. Sie hasten zum Gesprächsführungskurs. Sie stottern sich durch Sprachkurse und ackern sich durch Lehrbriefe der Fernuni. Abend für Abend, nach der Schufterei des Arbeitstages, klemmen sich Millionen Menschen hinter die Schulbank. Sie wollen dazulernen, um bessere Chancen im Job und auf dem Arbeitsmarkt zu haben. Mehr als zwanzig Millionen Erwachsene nehmen pro Jahr an Weiterbildungen teil. Wo sich der Wandel von Technik und Arbeitsformen schwindelerregend beschleunigt, boomt Weiterbildung wie nie zuvor. Obwohl in diesen Bildungsbereich mit rund achtzig Milliarden Mark jährlich mehr Geld fließt als in die Hochschulen (51 Mrd.) und nicht mehr viel weniger als in Schulen (101 Mrd.), gilt er als Bildungssektor zweiter Klasse. Weiterbildung wird ihr piefiges Image nicht los. Ihre Qualität ist – zu Recht – umstritten. Es gibt kaum staatliche Vorgaben und Kontrolle. In der öffentlichen Diskussion spielt sie eine geringe Rolle. Zu Unrecht. Denn die Verteilung von Lebenschancen wird mehr und mehr von der Fähigkeit abhängen, umzulernen, sich weiterzuqualifizieren, Wendungen im Beruf virtuos zu meistern. Dabei ist Weiterbildung wichtig, in welcher Form auch immer. Der vierte Bildungssektor ist Schwerpunkt auf den neuen taz-Bildungsseiten, die einmal im Monat erscheinen werden.Wir diskutieren Qualität, Methoden, Trends, Angebote. Damit Weiterbildung nicht Stiefkind der Bildungspolitik bleibt. adi