Von einem unscheinbaren Ort des Schreckens

■ Eine CD-ROM soll die Geschichte des Prinz-Albrecht-Geländes nach 1945 aufbereiten. Hier standen die Zentralen von SS und Gestapo. Später wollte sich niemand richtig erinnern

Sechs Hektar Terror: Das Prinz-Albrecht-Gelände neben dem Martin-Gropius-Bau. Hier standen bis 1945 die Zentralen von Gestapo, SS und Reichssicherheitshauptamt. Hier wurde gefoltert, misshandelt, geschändet, verschleppt. Vor allem aber plante und organisierte von hier aus eine Heerschar von Schreibtischtätern die Vernichtung der Juden. Die Bomben auf Berlin haben auch diesen Gebäudekomplex zerstört. Und nach dem Krieg wollte lange niemand etwas von diesem Platz direkt an der Grenze zu Ostberlin nichts wissen.

Heute ist hier die Stiftung „Topographie des Terrors“ zu Hause – provisorisch, in Containern. Ende 2000 soll hier nach langem Streit ums Geld ein neues Besuchs- und Dokumentationszentrum eröffnet werden. Zu sehen ist hier derzeit nicht viel – ein paar Mauern, überdachte Stellwände, viele Fotos. Wer mehr erfahren will und wem ein Katalog nicht reicht, dem steht seit gestern eine CD-ROM zur Geschichte dieses Platzes nach 1945 zur Verfügung.

Auf 23 virtuellen Seiten finden sich auf der CD jeweils alle relevanten Bild-, Ton- und Textdokumente zu einem bestimmten Zeitabschnitt. Sie zeigen Hintergründe, Ereignisse und wichtige Augenblicke aus der Geschichte des Prinz-Albrecht-Geländes: von der Sprengung der Ruine 1949 über die Umbenennung der Prinz-Albrecht-Straße in Niederkirchnerstraße 1951, den Bau der ersten Ausstellung „Topographie des Terrors“ 1987 bis heute.

Auch Kurioses findet sich in der Datenflut, wie die „Zwischennutzung“ Anfang der 70er Jahre: Wegen Geldnot konnte die Verlängerung der Kochstraße über das Gelände nicht gebaut werden. Stattdessen ließ „Straps-Harry“ die Berliner in seinem „Autodrom“ auch ohne ohne Führerschein über die Staubpiste jagen.

Die CD-ROM ist denkbar einfach zu bedienen, eine aufwendige Installation nicht nötig. Ein kleines Steuerungsfenster begleitet den Nutzer durch die Anwendung. Alle wichtigen Bedienelemente sind hier versammelt. Der Sprecher kann wie bei einem CD-Spieler ein- und ausgeschaltet werden. Angezeigt wird auch das Jahr, in dem man sich gerade befindet.

Ein Klick auf „Register“ reicht und es öffnet sich ein vollständiges Inhalts- und Namensverzeichnis. Klickt man auf „Gelände“, erscheint eines von acht Luftbildern, die im Laufe der Jahre aufgenommen wurden. Sie zeigen deutlich die Veränderungen des Geländes und seiner Umgebung nach 1945.

Zweieinhalb Tage braucht man, um alle Dokumente gesehen, gehört oder gelesen zu haben. Wem das zu viel ist, der kann das Programm auch einfach nur starten und durchlaufen lassen. Innerhalb einer halbe Stunde bekommt man einen groben Überblick über das Thema geliefert. Thorsten Denkler

CD-ROM: Topographie des Terrors – Zum Umgang mit dem „Prinz-Albrecht-Gelände“ nach 1945. Hrsg.: Stiftung Topographie des Terrors. 69 Mark, ISBN: 3-9805486-3-5.