Das schiefe Bild von Pizza

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Interessant, was die SPD dieser Tage alles unzensiert über die Nachrichtenagenturen verbreiten lässt. Da hieß es beispielsweise vor wenigen Tagen bei ADN: „Die SPD blickt nach den Worten des Parlamentarischen Geschäftsführers der SPD-Bundestagsfraktion, Wilhelm Schmidt, nach dem Sommertheater jetzt nach vorn. In der Kanzlerrunde und bei der SPD-Präsidiumssitzung am Montag in Saarbrücken würden die Dinge noch einmal behandelt, doch mache es keinen Sinn, Schuldige zu suchen, sagte Schmidt am Montag im Deutschlandfunk. Es gelte, hinter den Kulissen eine Klärung herbeizuführen und Details des künftigen Weges zu besprechen. Schmidt räumte ein, dass einige in der SPD als Stichwortgeber für das Sommertheater in erheblichem Maße dazu beigetragen haben, das Bild der Partei zu demontieren...“

Apropos „Bild“: Es gab einmal Zeiten, da brachten Deutschlehrer ihren Schülern bei, dass sie die Bilder, die sie in Aufsätzen verwenden, überprüfen können, indem die lieben Kinderlein sie umkehren oder in eine Reihe stellen. Wollte man das schöne Bild vom „Sommertheater“, das als Synonym für die innerparteilichen Auseinandersetzungen der SPD herhalten muss, untersuchen, so müsste der ADN-Text mitsamt seinen Schmidt-Äußerungen zusammengefasst folgendermaßen lauten: „Die SPD-Theatergruppe blickt nach den Worten des Geschäftsführers des SPD-Schauspielensembles, Wilhelm Schmidt, nach dem Sommertheater jetzt nach vorn in die nächste Spielzeit. In der Intendantenrunde und bei der Sitzung der künstlerischen Leitung des Hauses am Montag in Saarbrücken würden die bereits gezeigten Szenen noch einmal behandelt /.../. Es gelte, hinter den Kulissen die Dialogregie zu überarbeiten und Details der künftigen Aufführungen zu besprechen. Schmidt räumte ein, dass einige Schauspieler in der SPD als Stichwortgeber für das Sommertheater in erheblichem Maße dazu beigetragen haben, das Bild des Theaters zu demontieren...“

Bild schief – 5 minus und setzen, liebe Schmierenkomödianten in Berlin. Spätestens hier nämlich enttarnt sich das „Sommertheater“ als schiefes Bild von Pizza – oder sind Ihnen schon einmal Schauspieler begegnet, die auf der Bühne stehen, um gleichzeitig auch noch als Souffleure zu arbeiten und als Requisiteure das Bühnenbild abzubauen? Wer so unvorsichtig mit der Sprache umgeht, also fast alle SPD-Politiker, sollte lieber gar nicht erst versuchen, ein neues Grundsatzpapier zur Zukunft seiner Partei zu verfassen! Von der Rentenreform oder irgend welchen Sparpaketen jedoch, also etwas, das unser aller Zukunft betrifft, sollte er gänzlich die Finger lassen. Denn wie sagte einst der hoch verehrte Straßenmaler, Endreimdichter, Schriftsteller, Humanist und nicht zuletzt Schauspieler Horst Tomayer: „Bilder / sind Schilder / die zeigen / wo's mit uns längs geht!“

Dagegen gehört jene Äußerung von Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe, ebenfalls SPD, geradezu in die schöne, heile Welt von Yin und Yang – oder zumindest in die von KungFu-Kane. In der Zeitschrift Wirtschaft und Markt schrieb er dieser Tage zu SPD und Sparpaket: „Diese Diskussion um die Mitte ist ein typischer Streit des Westens und hilft im Osten überhaupt nichts.“ Björn Blaschke