: Antworten auf Letzte Fragen
Warum angeln nur Männer? (14. 8. 99)
Weil sie grundsätzlich anders sind als Frauen. Hier sind natürlich Hetero-Männer gemeint. Gelegentlich in Lokalzeitungen auftauchende Bilder von verschmitzt grinsenden Hetero-Männern, neben denen mördermäßig große aufgehängte Süßwasserfische zu sehen sind, mögen den Anschein kernigen Sportsgeistes erwecken. Tatsächlich aber dienen solche Dokumente nur dazu, die wahren Gründe fürs Angeln zu vernebeln. Angelnde Männer wollen nämlich einfach nur ihre Ruhe haben und sich wenigstens ein paar Stunden in der Woche mit nichts auseinandersetzen müssen. Ein am Haken zappelndes Etwas wird dabei höchstens billigend in Kauf genommen. Können Sie sich eine Frau vorstellen, die zu nachtschlafender Zeit allein im Regen hockt, nur um auf einen phosphoreszierenden Punkt zu glotzen? Nein. Natürlich nicht. Frauen können das einfach nicht, sich mit nichts auseinandersetzen. Das können nur Hetero-Männer. Und deshalb, liebe Hetero-Frauen, fragt niemals eure angelnden Männer „Na, wie war's?“, wenn sie vom Nichtstun zurückkommen.
Thomas Heisel, Mannheim
Stimmt ja gar nicht! Ich bin im zarten Alter von drei Jahren in die Angelkunst auf mecklenburgischen Seen eingeführt worden, allerdings vom Vater, der von Beruf auch noch Fischereibiologe ist. Auch verschiedene Tanten, die inzwischen fast 70 Jahre alt wären, haben zeit ihres Lebens mit verschiedenen Techniken (vom Stippangeln übers Blinkern bis zum Spinnangeln) geangelt. Ich fröne dieser gleichermaßen beruhigenden wie spannenden Jagd jetzt nur noch wenige Male im Jahr, stippenderweise und ohne Angelschein – und möchte sie doch nicht völlig missen!
Katharina Rechlin, Lübeck
Warum wachsen Fußnägel viel langsamer als Fingernägel ? (21. 8. 99)
Ist das so? Das muß ich unbedingt meinen Strümpfen erzählen – vielleicht geben sie dann nicht so schnell auf („Seid froh, dass ihr keine Handschuhe seid!“)
Peter Woltersdorf, Berlin
Fußnägel und Fingernägel wachsen etwa gleich schnell, nämlich proportional zur Länge des zugehörenden Gliedes und umgekehrt proportional zu dessen Breite. Wenn also der Nagel eines Fingers mit der Länge 10 cm und der Breite 1 cm in zwei Wochen 1 mm länger wird, wird der Nagel einer 5 cm langen und 2 cm dicken Großen Zehe in vier Wochen um einen halben Millimeter länger. Und dies entspricht biologischen Gesetzen und ist deswegen normal! Die verantwortliche Redaktion hat aber offensichtlich die schädliche sozialpsychologische Wirkung dieser Aussage völlig unbeachtet gelassen. Bekanntermaßen wird mit nachlassender körperlicher Biegsamkeit das Schneiden der Fußnägel als anstrengend und lästig empfunden. Wie viele Zeitgenossen unterlassen doch schon bisher unter dem Vorwand „Die wachsen halt langsamer!“ diesen wichtigen hygienischen Akt?! Das Nachsehen haben WIR ALLE! Es ist Zeit, den Kampf gegen die Bequemlichkeit beim Schneiden der Fußnägel aufzunehmen. Wenn der Kollege morgens mit zwei verschiedenen Socken zur Arbeit erscheint und murmelt „Muss wohl noch etwas verschlafen gewesen sein !“, werden wir ihm sagen, dass wir eine andere Ursache für die Einzahl-Existenz seiner Socken vermuten. Pfui ! Hans Steih, Kleve
Das gilt nur für bestrumpfte und beschuhte Füße. Die Fußnägel müssen gegen den Druck der Strümpfe und Schuhe kämpfen. Außerdem haben die Fußnägel im Dunkel die Orientierung verloren und verausgaben sich im Richtungsstreit. Die Therapie eingewachsener Fußnägel erfordert viel Licht, d. h. bei Regenwetter eine verglaste Schuhfront.
Martin Reinhardt, Koldingen
Jede Kürzung sich regenerierender Materialien regt diese zu verstärktem Wachstum an („Prinzip der nachwachsenden Rohstoffe“); dies lässt sich an Alltagsverrichtungen wie dem Rasenmähen oder der Bartrasur unmittelbar beispielhaft nachweisen. Und aus höchst plausiblen orthopädischen Gründen kaut Homo sapiens zwar jede Menge Finger-, aber nur eine statistisch unerhebliche Portion Fußnägel (korrekterweise eigentlich „Zehennägel“) ab.
Olaf Wuttke, Hamburg
Warum zeigen ältere Herren, wenn sie irgendwo mit ihrem Schirm hinzeigen, immer einen 45-Grad-Winkel in die Luft? (21. 8. 99)
Warum? – Weiß doch jeder! Aber nur ich weiß, dass dieser schöne Brauch bald verschwinden wird: nämlich dann, wenn auch die AOK Viagra flächendeckend bezahlt. Fanny Müller, Hamburg
Der Schirm ist nur die Verlängerung eines bedeutungsvoll gehobenen Zeigefingers. Waagrecht gehalten wirkt er aggressiv (siehe Foto von G. Schröder, Titelseite der taz vom 30. 7. 99) – und das will der alte Herr nun doch nicht. Auch ist ein ausgestreckter Herrenschirm fürs Handgelenk so leicht nicht, der 45-Grad-Winkel vermindert den Kraftaufwand – siehe Parallelogramm der Kräfte. Der 45-Grad-Winkel ist auch so was wie der Anfang einer ballistischen Kurve, soll bedeuten, so konnte ich früher werfen oder spucken oder ..., oder auch – so stand in jungen Jahren mein Schnidelwutz! Hartmut Knöpke, Hamm
Weil jüngere Herren meistens keine Schirme mithaben. Norbert Schmidt, Monheim
Ich kann es auch nicht erklären, aber hinterher überkommt mich eine merkwürdige Mischung aus Stolz und Scham.
Ralf Muntsch, Leipzig, 93 Jahre
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