Nächstes Jahr im ewigen Rom

J'obel hieß im Alten Testament das alle fünfzig Jahre gefeierte „Jahr des Widders“, in dem Sklaven freigelassen, den Armen ihre Schulden erlassen, verpachtete Grundstücke wieder an ihre Vermieter zurückgegeben wurden.

Im Jahr 1300 führte Papst Bonifaz VIII. eine Art „spirituelle“ Variante des Jubeljahres ein: Jede Jahrhundertwende sollte es fortan gefeiert werden, einen volkommenen Ablass gewähren (d.h. eine Amnestie aller Sünden) und der Kirche durch ein jeweils besonderes Motto Erneuerung verpassen.

Schon Mitte des 14. Jahrhunderts verringerte Clemens VI. die Wiederkehrfrist auf fünfzig Jahre, Urban VI. auf 33 Jahre (die angebliche Lebensdauer Jesu), Paul II. schließlich auf 25 Jahre, wobei es seither blieb.

Allerdings wurden mitunter besondere Heilige Jahre ausgerufen, etwa 1933 aus Anlass der 1.900. Wiederkehr des Todesjahres Jesu und 1987 durch Johannes Paul II., damals ziemlich unverhüllt der Finanzsanierung des durch Bankkräche schwer angeschlagenen Kirchenimperiums gewidmet.

Der offizielle Beginn des Heiligen Jahres wird durch die Öffnung der Heiligen Pforte am Petersdom (und nachfolgend in den drei anderen sogenannten Patriarchalbasiliken San Giovanni in Laterano, Santa Maria Maggiore und San Paolo fuori le mura) zu Weihnachten eingeleitet.

Vollkommenen Ablass erhält, wer reuig ist und durch die vier Heiligen Pforten schreitet. Die bis in die frühe Neuzeit übliche obligatorische Geldspende (die unter anderem Anlass zu Luthers Reformation war) gibt es offiziell nicht mehr, wird aber im Vatikan durchaus gern gesehen.

An die 160 feierliche Messen zählt der offizielle kirchliche Veranstaltungskalender auf, darunter den eucharistischen Weltkongress im Juni und viele Messen in armenischen, syrischen, koptischen und anderen Riten, dazu Gottesdienste, die den Kindern, den Künstlern, den Handwerken, den Journalisten oder den Heimatlosen gewidmet sind.

Zur Feier des Tages der Jugend am 15. August 2000 werden an die zwei Millionen Besucher erwartet – ein absoluter Verkehrs-GAU droht, denn allein die anfahrenden Busse machen hintereinander gereiht eine Strecke von fast tausend Kilometern aus.