Lokalkoloratur

Brumm, brumm, brumm – Unbeschwertheit vorschützend wie eine, die das Nutellaglas halb leer genascht hat, trabte sie summend jeden Morgen in die Redaktionsräume der taz hamburg. Selbstverständlich hatte Karin Flothmann nie etwas verbrochen. Sie war bloß beschwingt vom Rad gestiegen, auf dem sie an manchen Tagen aus dem fernen Niendorf herbeigedüst war. Ganz ohne HVV-Unterstützung, dafür den Walkman stets fest in die Ohren gestöpselt – Warnungen fürsorglicher Kolleginnen wischte sie souverän vom Tisch. Die stählernen Nerven verdankt sie sicherlich einem intensiven taz-Training. Denn bevor sie vor knapp drei Jahren nach Hamburg kam, hatte die Germanistin als Frauen- und Sozialredakteurin seit 1991 für die Bundes-taz geschrieben: „Dürfen Leichen Kinder kriegen?“, fragte sie reisserisch. Sie berannte die „Männerbas-tion Wissenschaft“ und begleitete die Diskussion um die Abtreibung. Im November 1996 wechselte sie zur taz hamburg, zuständig einerseits für Bildung und Arbeitswelt, andererseits tageweise dafür, die Redaktionsarbeit zu koordinieren, wie sie das schon in Berlin getan hatte. Nun macht sie sich mit dem Eintritt in eine Bürogemeinschaft freier JournalistInnen selbstständig, und jetzt stellen wir uns zwei Fragen: Wird sie uns weiter zu ihren Gartenfesten einladen? Und wer hackt in Zukunft auf Bildungssenatorin Rosemarie Raab rum? taz