Neue Unübersichtlichkeit

Wer die Wahl hat, hat die Qual: Der Preisvergleich auf dem liberalisierten Strommarkt hat seine Tücken  ■ Von Gernot Knödler

Der Preis der Freiheit ist der Dschungel. Seitdem vor gut einem Jahr die Gebietsmonopole der Stromversorger in Deutschland de jure aufgelöst worden sind, liest die Verbraucherin alle paar Tage von neuen Angeboten: mal besonders billig, mal besonders umweltfreundlich. Ein Preisvergleich hat seine Tücken, weil im Dickicht der Tarife vieles rankt, was eine Kalkulation zu Fall bringen kann.

So kann der Preis für die Kilowattstunde (kwh) Strom zum Beispiel ein Preisgefälle vorgaukeln, das bei näherer Betrachtung so groß gar nicht ist. Wenn Yello mit 19 Pfennigen wirbt und die Braunschweiger Versorgungs AG mit 27,61, dann gleichen das die Braunschweiger mit einer niedrigeren Grundgebühr tendenziell wieder aus: 69,90 statt 228 Mark wie bei Yello.

Daß die Anruferin bei der Strom-Hotline sofort die ganze Wahrheit über die Grundgebühr erfährt, ist auch nicht selbstverständlich: Nordstrom verlangt zum Beispiel 55,68 Mark im Jahr, dazu kommen aber noch 69,60 Mark Zählermiete der HEW, die andere Anbieter in ihre Grundgebühr aufnehmen. Und bei Yello etwa kommt zu der Grundgebühr von 228 Mark im Jahr noch eine einmalige Gebühr, die die HEW dafür berechnen, daß sie noch ein letztes Mal den Zähler ablesen. Die meisten Billig- oder Öko-Anbieter nehmen auch das in ihre Grundgebühr auf.

Weiter ist zu klären: Handelt es sich bei den genannten Preisen um Brutto-Preise oder werden noch Steuern oder Gebühren aufgeschlagen? Und schließlich die Gretchenfrage: Welchen Strom schickt mir der Anbieter ins Haus? – Atomstrom, dessen Müll auf Jahrtausende hinaus strahlt? Strom aus Kohle oder Öl, dessen Erzeugung Kohlendioxid freisetzt und den Treibhauseffekt bewirkt? Strom allein aus Wind, Wasser, Sonne und Erdwärme? Mischstrom aus regenerativen Quellen und fossilen Brennstoffen, die in Blockheizkraftwerken besonders effizient genutzt werden und somit deutlich weniger Treibhausgas produzieren?

Fragen über Fragen, auf die die taz-tabelle eine übersichtliche und aktuelle Antwort zu geben versucht. Weil sich die Marktlage inzwischen fast so schnell ändert wie beim Telefonieren, wird die taz hamburg in ihrem Öko-Extra künftig jeden Monat eine neue Preisübersicht veröffentlichen.

Rechnen muss jedeR selbst: Den letzten Jahresverbrauch mit dem Preis pro Kilowattstunde multiplizieren und zur Grundgebühr addieren. Im Vergleich der Summen, die sich bei den verschiedenen Anbietern ergeben, können Sie sehen welcher Anbieter bei ihrem Verbrauch der günstigste ist.

Die Verbraucher-Zentrale empfiehlt ebenso wie die taz Hamburg, den etwas teureren Ökostrom zu wählen und die Mehrkosten durch Energiesparen auszugleichen. „Die preiswerteste Kilowattstunde ist immer noch die nicht verbrauchte“, so ein Sprecher der Verbraucher-Schützer. Ausserdem sinken die Preise durch die jetzt ausgebrochene Konkurrenz ohnehin.