Keine Transparenz

■ Sanierungsbeirat empfiehlt Moratorium für bedrohte Häuser im Karoviertel

Der Antrag, einen Abriss grundsätzlich abzulehnen, wurde gar nicht erst abgestimmt. „Unsere Empfehlung muss doch Hand und Fuß haben“, argumentierte Peter Müller, Mitglied des Sanierungsbeirates für das Karoviertel. Dafür fordert der Beirat vor allem Zeit: Auf seiner Sitzung am Donnerstag abend verabschiedete er einstimmig eine Empfehlung an den Stadtplanungsausschuss, das Abrissverfahren für die Häuser Schanzenstraße 52 und 54 und Sternstraße 115 vorerst zu stoppen.

Gleichzeitig soll der Sanierungsbeirat zusammen mit einer Gruppe von MieterInnen die bisherigen Gutachten für die Häuser prüfen können und ein neues Gutachten in Auftrag geben, welche Sanierungen notwendig sind. Ein Gutachten der Eigentümerin „B&D Kampstraße“ war zu dem Schluss gekommen, dass eine Sanierung teurer sei als ein Neubau. Das Unternehmen hatte daraufhin den Abriss der drei Häuser beantragt.

„Entschieden ist noch nichts“, versuchte Marianne Heimfarth von der Stadterneuerungsgesellschaft die Wogen zu glätten. Auch die meisten der 80 MieterInnen, die zu der Sitzung gekommen waren, bemühten sich um einen moderaten Ton. Dennoch schlugen die Wogen zum Teil hoch. Bemängelt wurde vor allem die mangelnde Transparenz des Verfahrens. „Man hat uns gesagt, wir seien zu blöd, um die Gutachten zu verstehen“, schimpfte Mieter Arndt Müller. Warum selbst der Sanierungsbeirat – ein Gremium aus Fachleuten und MieterInnen – das Gutachten nicht zu sehen bekam, konnte Heimfarth nicht erklären.

Über den Abriss-Antrag entscheidet der Stadtplanungsausschuss, der am 9. September tagt. Die Empfehlung des Beirates ist für den Ausschuss nicht bindend. hedi