„Das Positive herausziehen“

■ St. Pauli spielt gegen Bochum vollzählig mit elf Leuten durch und schafft trotzdem nur ein 0:0. Jetzt droht der Millerntor-Elf schon zu Saisonbeginn der Abstiegskampf

Und schon wieder das alte Lied: Da bietet der FC St. Pauli eine kämpferisch einwandfreie Leistung, wird von knapp 15.000 passionierten Zuguckern mit zahlreichen Liedern aus dem gesammelten Repertoire des gemeinen Fußballfans gefeiert, und dennoch nagt der Frust an den Kiez-Kickern. Mit 0:0 trennten sich die Paulianer gestern am Millerntor vom VfL Bochum. Für Verteidiger Holger Stanislawski nicht genug: „Egal ob gegen Bochum oder Oberhausen – ein Unentschieden ist für uns am Millerntor einfach zu wenig“, grummelte er nach Spielende unwirsch.

Zunächst begann die Begegnung ereignisarm. Der VfL Bochum kombinierte gefällig, ohne allerdings das Leder gefährlich vor das Pauli-Tor zu bugsieren, was vor allem an der konzentrierten Defensivarbeit der Braunhosen lag. Dirk Wolf beackerte engagiert die linke Abwehrseite gegen Peter Peschel, Stephan Hanke kümmerte sich rührend um Bochums Spielmacher Yildiray Bastürk, und Pauli Neuzugang Jean-Coltaire Tsoumou-Madza nahm Stürmerstar Delron Buckley fürsorglich in seine Obhut. Bei derart eifrigen Abwehrbemühungen litt entsprechend das Offensivspiel des FC St. Pauli. Lediglich Henning Bürger sorgte in der 15. Minute per Flachschuss für ein wenig Torgefahr.

So blieb es den Zuschauern vorbehalten, etwas Farbe in die Partie zu bringen. Pünktlich zur zwölften Spielminute zückten zahlreiche Zugucker im Gedenken an die „Rotsünder“ Andrej Polunin und Steffen Karl etliche rote Karten und brüllten: „Jetzt geht's los.“ Doch St. Pauli spielte vollzählig durch. Dennoch: Zwei Bochumer Torchancen konnten die Kiez-Kicker in der ersten Hälfte auch zu elft nicht verhindern. In der 34. Minute setzte Peter Peschel nach kurzzeitiger Konfusion in Paulis Abwehrreihe den Ball knapp neben das von Carsten Wehlmann souverän gehütete Tor, und zwei Minuten später musste eben jener Wehlmann einen Kopfball von Matthias Lust parieren.

In der zweiten Hälfte rafften sich die Paulianer dann doch noch zu mehreren sehenswerten Angriffen auf. Erst klärte Bochums Libero Thomas Stickroth in der 50. Minute nach einem Schuss von Markus Lotter auf der Linie, dann setzte Ivan Klasnic einen Fernschuss an den Innenpfosten (55.). Als wenig später Andrej Polunin mit einem herzhaften Volleyschuss nur die Latte traf, wars mit den Angriffsbemühungen des FC St. Pauli fast vorbei. Lediglich in der 90. Minute kreuzte Markus Lotter nach filigranem Zuspiel von Holger Stanislawski frei vor Bochums Keeper Rein van Duinhoven auf, um das Leder flugs einige Meter über das Tor zu semmeln. So hamsterten die Paulianer in den ersten drei Partien der Saison schlappe zwei Zähler. Für Pauli-Coach Willi Reimann dennoch kein Grund zur Trauer: „Wir müssen aus dieser Partie das Positive herausziehen. Und das war eindeutig die zweite Hälfte.“

Matthias Anbuhl