100-mal weniger Milllionäre im Osten

■ 25.000 verdienen laut den deutschen Finanzämtern mehr als eine Million Mark im Jahr

Leipzig (dpa) – Zehn Jahre nach der Wende sind im „Club der Millionäre“ nur wenige Ostdeutsche zu finden. Etwa 260 Bewohner der fünf neuen Bundesländer und rund 425 Berliner kamen in letzter Zeit auf ein jährliches Einkommen von mehr als eine Million Mark. Das ergab eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa bei den Finanzbehörden. Damit hinkt der Osten dem Westen noch immer weit hinterher: In den alten Ländern gibt es fast 25.000 Einkommensmillionäre.

Die meisten Bezieher eines siebenstelligen Jahreseinkommens in den fünf neuen Ländern leben in Sachsen. Das Finanzministerium des Freistaats zählte 1997 etwa 90. Eine aktuellere Zahl liege derzeit nicht vor, da die Veranlagung für die Folgejahre noch nicht abgeschlossen sei, hieß es. Mit nur 19 registrierten Großverdienern 1998 trägt Thüringen die rote Laterne. Doch immerhin verbucht das Thüringer Finanzministerium einen Anstieg. Vor vier Jahren habe es im Freistaat noch deutlich weniger Einkommensmillionäre gegeben.

Relativ viele Spitzenverdiener leben in Mecklenburg-Vorpommern. Obwohl der Nordosten die wenigsten Einwohner der neuen Länder hat, rangiert er bei den Großverdienern hinter Sachsen und Brandenburg an dritter Stelle. Allerdings liegen nur Zahlen aus dem Jahr 1995 vor. Damals zählten die Finanzbehörden von Mecklenburg-Vorpommern 46 Einkommensmillionäre. 1992 waren es noch 50 gewesen.

In Brandenburg hat sich die Zahl der Steuerpflichtigen mit Jahreseinkünften von mehr als einer Million Mark zwischen 1992 und 1995 von 48 auf 67 erhöht. Von ihnen lebt fast die Hälfte im engeren Umkreis von Berlin, wie es im Potsdamer Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik hieß. In Sachsen-Anhalt gab es 1997 nach einer vorläufigen Übersicht des Finanzministeriums 42 Großverdiener. Dabei konnte Halle mit elf Millionären fast doppelt so viele verbuchen wie die Landeshauptstadt Magdeburg mit sechs.

Berlin ist ein immer noch ost-west-geteilter Sonderfall in Ostdeutschland. Von den Anfang 1998 registrierten 424 Miollioneneinstreichern wohnten nach Angaben der Oberfinanzdirektion Berlin allein 107 beziehungsweise 102 in den gut situierten Westbezirken Zehlendorf und Wilmersdorf. Dagegen lebten in den Ostbezirken Prenzlauer Berg und Friedrichshain überhaupt keine Einkommensmillionäre.

Dabei darf man jedoch nicht vergessen, dass die Erhebung auf den Angaben bei der Finanzbehörde beruht – vielleicht sind die Reichem im Osten auch nur gewiefter beim Verstecken ihrer Einkommensmillionen.