Zelte für Obdachlose

■  Grüne ziehen erste Bilanz ihrer Spendenkampagne für die Erdbebenopfer in der Türkei. Polizei kickt für Opferhilfe

Äußerst zufrieden zeigte sich gestern Özcan Mutlu, der Kreuzberger Direktkandidat der Grünen: „Wir freuen uns über die große Hilfsbereitschaft der Bevölkerung. Die türkische Gemeinde weiß das sehr zu schätzen.“ Eine erste Zwischenbilanz hatte ergeben, dass bereits 20.000 Mark auf das Sonderkonto der Grünen eingegangen sind. Davon sollen jetzt vor allem Zelte und mobile Toiletten angeschafft werden, denn diese Güter würden zur Zeit am dringendsten benötigt, so Mutlu.

In der vergangenen Woche hatte Mutlu zusammen mit seinem Parteikollegen, dem Kreuzberger Bürgermeister Franz Schulz, das Erdbebengebiet besucht. „Was vor Ort fehlt, sind vor allem wasserdichte Unterkünfte und Schlafstätten“, berichtet Mutlu. Dies sei zur Zeit das dringendste Problem, vor allem, weil Herbst und Winter vor der Tür stünden. „Die Menschen dort müssen teilweise über Schlamm schlafen.“

Mutlu begrüßt es zwar, dass viele Menschen helfen wollen. Gleichzeitig befürchtet er aber auch, dass Hilfsbereite aufgrund der zahlreichen Spendenmöglichkeiten verwirrt würden.

Die von den bei den Grünen eingegangenen Spenden erworbenen Hilfsgüter, beteuerte Mutlu, würden direkt an die Kreuzberger Partnergemeinde Kadiköy, einem Bezirk von Istanbul, überreicht. Von dort aus sollen die Zelte und Toiletten direkt im Krisengebiet verteilt werden. „Wir setzen uns dafür ein, dass dieser Vorgang so schnell und reibungslos wie möglich abläuft“, sagt Mutlu.

Über 70.000 Häuser sind bei dem Erdbeben eingestürzt oder unbewohnbar. Die Zahl der Obdachlosen läßt sich kaum beziffern. Die Anzahl der Toten liegt nach offiziellen Angaben bei etwa 14.000. Da jedoch nur 40 Prozent der Trümmer geräumt sind, kann man davon ausgehen, daß es wesentlich mehr sind.

Neben den klassischen Spendenkonten stehen den Berlinern aber auch noch zahlreiche andere Möglichkeiten der Hilfe zur Wahl. Besonders Fußballfans kommen dabei auf ihre Kosten. So fand beispielsweise am vergangenen Sonntag ein Fußballpunktspiel zwischen Türkiyemspor und dem 1. FC Wilmersdorf statt. Die 5.000 Mark an Eintrittsgeldern wurden vom Vorstand des türkischen Clubs auf 10.000 Mark verdoppelt und den Erdbebenopfern zur Verfügung gestellt.

Auch die Polizei kündigte gestern ein Benefizspiel an. Eine Auswahl der Freunde und Helfer wird am Donnerstag um 17 Uhr im Katzbach-Stadion in Kreuzberg gegen Berlin Türkspor 65 kicken. Sämtliche Einnahmen sollen der türkischen Gemeinde übergeben werden. Sonja Popovic