■ Das Portrait
: Der Mann, der niemals lügt

Senator Bulworth konnte einfach nicht aufhören, die Wahrheit zu sagen. Ungeschickt für einen Politiker in Washington, wie sich zeigen sollte. Und unglaubwürdig, möchte man hinzufügen. Aber dafür ist „Bulworth“ ja auch nur die Hauptperson des gleichnamigen Films.

Neue Rolle für alten Schauspieler Foto: AP

Gespielt wird er von Warren Beatty, der auch das Drehbuch schrieb und Regie führte. Dies hat ihm offenbar so gut gefallen, dass er seine Darbietung als manisch ehrlicher Politiker nun institutionalisieren möchte. Als Ort der dauerhaften Aufführung hat er das Weiße Haus in Washington auserkoren: Er spielt mit dem Gedanken, bei den Präsidentschaftswahlen 2000 zu kandidieren. Für eine Partei hat er sich allerdings noch nicht entschieden.

Beatty war in Hollywood lange als ein „Ladies Man“ bekannt. Lang und prominent ist die Liste seiner Affären. Mittlerweile 62, wird Beatty liebevoll der „Mann der Frauen in Rente“ genannt, ist verheiratet und Vater zweier Kinder. Bekannt wurde er 1967 durch den Kultfilm „Bonnie und Clyde“, in dem Beatty den Gangster Clyde spielt, der raubend eine Blutspur durch das Land zieht.

Schon in der Vergangenheit engagierte sich der Schauspieler politisch und tat dabei mehr als, wie in Hollywood üblich, Schecks für die Demokratische Partei zu unterschreiben: 1972 machte er eine Pause vom Filmgeschäft und beriet den demokratischen Präsidentschaftskandidaten George McGovern, der dann jedoch scheiterte.

Ein „liberalen Demokrat“ ist Beatty nach eigener Aussage, doch kandidieren will er nicht für die Demokraten. „Es ist Zeit, dass Amerikas Demokraten aufhören, Republikaner zu sein“, schrieb er in der New York Times. Beatty sieht sich als „Roosevelt-Truman-Stevenson-Kennedy-Demokrat“. Mehr soziale Gerechtigkeit, eine allgemeine Gesundheitsfürsorge und schärfere Waffengesetze stehen auf seinem Programm, und damit ähnelt er erstaunlich seinem Filmhelden Bulworth. Die Wahlkämpfe der Parteien möchte er aus den öffentlichen Kassen finanziert sehen, denn nur so, glaubt Beatty, „ können wir die Macht des Geldes brechen, das unser politisches System korrumpiert“.

Ab September ist der Verfechter des Gun-Control in dem Streifen „Town and Country“ in den US-Kinos zu sehen – ausgerechnet gemeinsam mit dem Schauspieler Charles Heston. Heston ist nebenberuflich Präsident der National Rifle Association (NRA), der Lobbygruppe der Waffenindustrie. Bernd Dörries