Querspalte

■ Reinheitsgebot

 Das UNHCR, dieses Elendszählwerk der Vereinten Nationen, behauptet, aus dem Kosovo seien inzwischen 170.000 von 200.000 Serben „geflohen“. Das glaube, wer will. Ein unbescholtener Bürger „flieht“ doch nicht, wenn er sich von der nobelsten aller Wertegemeinschaften bemuttern lassen kann, sondern steht jauchzend am Straßenrand, bläst Blasen aus geschenkten Kaugummis und bewirft Schützenpanzer mit Buschwindröschen.

 85 Prozent aller Serben weg, heißt es. Somit hätte das Kosovo denselben Reinheitsgrad erreicht wie Anfang Juni schon einmal. Sauber, aber noch nicht ganz rein. Vielleicht müsste Clementine da mal nachwaschen. Kleiner Scherz. Kann ja alles nur ein Spaß sein, weil, sonst hätten wir den Krieg ja gar nicht gewonnen, dürften nun auch nicht weggucken, wären schon wieder mit einem Aufstand des Gewissens an der Reihe, fünfzig quälende ARD-Brennpunkte eingeschlossen, und müssten versehentlich Brücken mit Albanern drauf bombardieren lassen, um nicht in die Fratze der deutschen Vergangenheit ...

 Allenthalben würde einer was von Auschwitz joscheln, und Manic Rudolf taperte wieder mit dem Charisma einer George-Romero-Filmfigur über die Hardthöhe. All das kann ich nicht erkennen. Und dass mir niemand mit den Roma kommt, von denen zwei Drittel „vertrieben“ seien. Die sind erstens Erzdenunzianten und zweitens unstetes Gelichter, welches immer mal eine Luftveränderung braucht. Beziehungsweise einen kleinen Anstoß dazu.

 Wenn überhaupt, dann sind „170.000“ Serben konzertiert abgereist, und viele haben vorher noch ihre Häuser oxidiert: „Lassen wir es wie eine ethnische Säuberung aussehen!“ Schon morgen ziehen sie allesamt in schnuckelige Apartments bei Kragujevac; während ihre Kinder in frisch verglasten Gymnasien Computerunterricht nehmen. Ein Versicherungsbetrug. Mehr nicht. André Mielke