Noch immer Frauensache

■ Schulsenatorin Raab präsentiert ersten Kinder- und Jugendbericht seit 1973

Erstmals seit 1973 hat Schulsenatorin Rosemarie Raab (SPD) gestern einen Hamburger Kinder- und Jugendbericht präsentiert. Der erfasst die Lebensumstände von Kindern und Jugendlichen in Hamburg sowie das Angebot an Hilfs- und Freizeiteinrichtungen im Zeitraum zwischen 1991 und 1997.

Bemerkenswert sei insbesondere, so Raab, dass in Hamburg die Zahl der Haushalte mit Kindern erheblich zurückgegangen sei. Hätten in den 60er Jahren noch in der Hälfte aller Wohnungen Kinder gelebt, seien es heute weniger als 25 Prozent aller Haushalte. Rund ein Viertel aller unter 15-Jährigen wird von nur einem Elternteil aufgezogen. Das ist in fast allen Fällen die Mutter, so Raab: „Erziehung ist noch immer Frauensache.“ Obwohl rund die Hälfte aller Mütter selbst erwerbstätig ist.

Zurück geht auch die Zahl der Familien, die drei oder mehr Kinder haben. 1997 waren 56 Prozent Einzelkinder, 34 Prozent hatten ein und nur 10 Prozent mehrere Geschwister. Parallel steigt die Zahl der Familien, die auf den Bezug von Sozialhilfe angwewiesen sind. 1980 waren es in Hamburg 9000. Im Erhebungsjahr 1997 haben 27.000 Familien in Hamburg von staatlicher Unterstützung gelebt. Das will Raab aber nicht etwa als Armutsentwicklung verstanden wissen. „Sozialhilfe soll ja gerade Armut verhindern.“ Im Durchschnitt beziehen die Familien drei Jahre lang Sozialhilfe.

Die Hälfte des Etats der Jugendbehörde investiert diese in die Tagesbetreuung von Kindern. Daneben wurden 1997 rund 250 Millionen Mark in die „Hilfe zur Erziehung“ investiert, das heißt in die Unterstützung von Kindern und Jugendlichen innerhalb ihrer Familie oder auch in Jugendwohnungen in der Stadt. Insgesamt 2200 Kinder in der Hansestadt leben nicht bei ihren Eltern.

Raab will in Zukunft die Anzahl von Jugendprojekten nicht ausweiten, sondern setzt darauf, dass diese selbst ihre Angebote den verändetern Lebensumständen von Kindern und Jugendlichen anpassen. Deren Trägerschaft öffentlich auszuschreiben, wie Senatskollegin Karin Roth (SPD) dies bei Sozialprojekten tut, plant Raab nicht, wie sie beteuert. Allerdings will sie mit sogenannten „Betreuungsschecks“ Eltern künftig die Wahl der Kita ermöglichen. Elke Spanner