■ Eine neue Dimension der Erdkunde

Um aus 200 Kilometer Entfernung auf dem Erdboden zwei Objekte von zehn Meter Größe unterscheiden zu können, wäre eigentlich eine Radarantenne von fast 700 Meter Durchmesser nötig. Um die Antenne auf ein realisierbares Maß zu verkleinern, wenden die Wissenschaftler einen Trick an. SAR (Synthetic Apertur Radar) heißt das Gerät. Wenn das SAR über eine Region fliegt, bestrahlt es die Erdoberfläche und bewegt sich derweil im Weltraum fort. Bei der späteren Datenverarbeitung werden die zurückgeworfenen Radarwellen miteinander verkoppelt. Die Antenne wird so künstlich verlängert.

Bei der „synthetischen“ Antenne wird so eine Länge von mehr als 600 Meter simuliert. Die SRTM-Mission nimmt die Erde aus zwei unterschiedlichen Perspektiven gleichzeitig ins Visier: mit einer zwölf Meter langen Hauptantenne und einer etwas kleineren Outboard-Antenne, die an einem sechzig Meter langen Mast ausgefahren wird.

Das Hauptradar sendet Mikrowellen zum Erdboden aus, wo sie reflektiert werden. Haupt- und Outboard-Antenne empfangen „stereo“ die zurück kommenden Radarechos. Der gleichzeitige „Stereo“-Empfang ist die wesentliche Neuerung dieser Mission.

Bei früheren Messungen musste man, um räumliche Bilder zu erhalten, die Daten aus zwei aufeinander folgenden Überflügen zusammensetzen. Zwischen den Überflügen verstrich zwangsläufig einige Zeit. In der Zwischenzeit konnte sich die Erdoberfläche verändert haben.

Daher zeigen die zusammengesetzten Karten oft störende kantige Übergänge. Das Radarsystem der SRTM-Mission besteht aus zwei Teilen: dem vom DLR in deutsch-italienischer Kooperation konzipierten X-SAR und dem von der Nasa entwickelten SIR-C-Radar. Das X-SAR arbeitet im sogenannten X-Band bei einer Wellenlänge von 3,1 Zentimeter. Das amerikanische SIR-C (Shuttle Imaging Radar C) arbeitet im C-Band bei einer Wellenlänge von sechs Zentimeter.

Radarwellen unterschiedlicher Frequenz dringen unterschiedlich tief ein. In einem Waldgebiet beispielsweise untersucht das X-Band die Baumwipfel und das C-Band den Erdboden. Die verschieden langen Mikrowellen liefern so verschiedene Bilder von der Erdoberfläche. Die Auflösung in der Horizontale liegt bei 30 Meter und bei zehn Meter (C-Band) beziehungsweise sechs Meter (X-Band) in der Vertikale. Aus den Daten der SRTM-Mission lassen sich dank dieser technischen Ausstattung dreidimensionale Darstellungen von einer bisher nicht erreichten Qualität erzeugen. Vera Stadie