Schöner Sieg?

■ Betr.: Toleranz unter der Haube, taz hamburg vom 28. August 1999

Welch' schöner Sieg der Ausländerintegration, könnte man denken! Doch halt, Lehrerin Susanne B. ist eine erst vor drei Jahren konvertierte Deutsche. Und nun versucht sie, wie fast alle Neophyten, päpstlicher als der Papst zu sein und das hier durchzusetzen, was selbst im Islam keineswegs allgemein anerkannter Standard ist. Entschuldigung, aber warum soll eigentlich jemand im Hamburger Schuldienst dürfen, was nicht einmal im öffentlichen Dienst der Türkei gestattet ist? Und wieso ist es tolerant, extreme Positionen zu befördern? Die Trennung von Religion und Staat ist ein unverzichtbares Erbe der großen französischen Revolution, das leider immer wieder und viel zu oft in Bedrängnis kommt. Wenn die taz aber, völlig zu Recht, gegen das Kreuz im Klassenzimmer wettert, warum das demonstrative Auftreten als Muslim gutheißen? Religion ist Privatsache und soll es bleiben, ein daraus abgeleiteter kulturkämpferischer Anspruch auf Veränderung der gesellschaftlichen Umgangsformen (“...die notwendigen Bedingungen schaffen“) ist entschieden zurückzuweisen, gleich woher er kommt. Es ist auch nicht akzeptabel, einerseits zu argumentieren, es sei ja bloß ein Kopftuch, andererseits, eben dieses sei ein unverzichtbarer Ausdruck des Glaubens. Jeder weiß, hier wird ebenso eindeutig und knallhart wie bei Springerstiefeln ein Symbol eingesetzt wird. Aber gerade eine kulturelle differente Gesellschaft hat staatlicherseits Neutralität zu wahren, um überhaupt erst den offenen Raum zu schaffen, auf den hin Integration und Koexistenz verschiedener Weltanschauungen möglich sind: Außerhalb religionskundlicher Veranstaltungen bitte keine Fundamentalisten an unseren Schulen, gleich ob Mönche, Nonnen, Schamanen, Shintopriester oder was auch immer! Hajo Schiff