Brooklyns Echte

■ Die Könige des Underground-HipHop: Guru und DJ Premier steppten in der Arena

HipHop-Konzerte haben ein Problem: Sie sind selten gut. Meist ist der Sound vermatscht, und es dauert endlos, bis die Jungs sich auf die Bühne begeben. Was man dann sieht, erfreut auch nur bedingt. Mindestens sechs Rapper stehen auf der Bühne, schreien durcheinander und wollen, dass das Publikum „Hey Hoo“ ruft. Und selbst die Ausnahme von der Regel ist immer noch nicht richtig gut: Wie etwa Gang Starr am Dienstag in der Arena.

Das hat seine Gründe. Denn HipHop ist Schallplattenmusik und funktioniert auf Platte am besten, eine Tatsache, die Gang Starr auf dem Präsentierteller servierten. Wenn Rapper live auftreten, sind sie nur eine vage Erinnerung an das, was man von ihnen auf Tonträger hört.

Dabei waren die Voraussetzungen denkbar gut. Wenn irgendjemand lagerübergreifend vom sozial deformierten Eckensteher-Kid mit Street-Knowledge bis zum Kulturwissenschaftsstudenten mit Dekonstruktionswissen wahre HipHop-Integrität repräsentiert, dann Gang Starr. DJ Premier und Guru sind seit zehn Jahren die Könige des Underground-HipHop, was sie im Laufe ihres Auftritts auch ständig betonten. So lange sind wenige im Geschäft, und dementsprechend motiviert zeigte auch das Publikum, dass man in Berlin eine Sause feiern kann. Sogar der Sound war überraschend gut. Premier und seine Plattenspieler thronten auf einem Podest, davor gab sich Guru die Ehre. Von „Step In The Arena“, mit dem sie ihr Set begannen, was sich bei dem Veranstaltungsort ja auch anbot, über „Take It Personal“ bis zu „You Know My Steez“ spielten sich Gang Starr durch ihre Hits der letzten Dekade und rockten das Haus. Doch obwohl das Publikum tobte und sprang, wann immer Guru seine Arme hob und senkte, von der Eleganz und Sophistication, die Gang Starr auf Platte haben, war nichts zu spüren. Und wenn Guru dann schreit, anstelle ruhigen Sprechgesang ins Mikro zu geben, ist er auch nicht mehr ein so außergewöhnlicher Rapper.

Diesen Part übernahm schon eher der Gast Freddie Foxxx, der mit seinem aggressiven und doch sehr genauen Rapstil in der Arena genau an der richtigen Adresse war. Aber so lange er und die anderen aus Brooklyn mitgebrachten Rapper als Begleitung von Guru dem Chef durch lautes Dazwischenrufen assistierten, war es dann eben nur okay und nicht weltbewegend.

Die eigentliche Show lieferte der Support, der Rapper Spax und DJ Mirko: Beide versuchten nicht auf der Bühne etwas nachzustellen, was in der Konserve besser klingt. Spax ist der ungekrönte König der deutschen Freestyler. Und wenn er zusammen mit seinem DJ eine halbe Stunde lang nichts weiter machte als zu erzählen, dass er jetzt nur die Vorgruppe ist und dass er keine Gimmicks nutzt, sondern nur sein Mikrofon und die beiden Plattenspieler und dass überhaupt HipHop seine Religion ist, dann funktionierte das

Tobias Rapp