Ein Klubhaus für die extreme Rechte

■  „Die Vandalen“, eine rechtsextreme Rockertruppe, haben sich in Weißensee angesiedelt. Antifa ruft zur Protestdemonstration auf

Ihr Symbol ist die Hagal-Rune, einst das Wappen der 6. SS-Gebirgsdivision Nord. Ihre Mitglieder gründeten die Naziband Landser und feiern die Machtübernahme der NSDAP. Ihr zeitweiliger Führer war der prominente Rechtsextremist Arnulf Priem, in dessen Haus auch der Polizistenmörder Kay Diesner verkehrte. Und auch irdischen Gütern soll die „ariogermanische Kampfgemeinschaft“ der „Vandalen“ nicht abgeneigt sein: Das Antifaschistische Infoblatt sagt der rechtsextremen Politrockergruppe Schutzgelderpressung nach.

Einen „erheblichen Anteil am Aufbau rechtsradikaler Organisationen in Berlin und Brandenburg“ attestiert auch der ehemalige Leiter des Brandenburger Verfassungsschutzes, Wolfgang Pfaff, den Vandalen. Ihre Zentrale ist ein Klubhaus in der Liebermannstraße 97 in Weißensee, das nach dem Ende des Lichtenberger Café Germania als neue Anlaufstelle der rechten Szene in der Hauptstadt gilt.

Geht es nach dem Willen des Antifaschistischen Aktionsbündnis III (AAB III), soll mit dem Vandalismus künftig Schluss sein. Unter dem Motto „Vandalen zurück in den Sumpf“ wollen am 11. September über 30 Parteien und Organisationen gegen das Klubhaus der Vandalen auf die Straße gehen. „Der Club zieht vor allem jugendliche Sympathisanten an“, warnt Ralf Fischer, Sprecher des AAB III. Die Vandalen seien ein „wichtiger Bestandteil der Berliner Faschistenszene“. Die Gruppe kooperiere eng mit der NPD und dem neonazistischen Skinhead-Netzwerk „Blood & Honour“. Die Musikgruppe Landser, deren CD „Rock gegen oben“ im Oktober vergangenen Jahres eine bundesweite Großrazzia nach sich zog, sei trotz indizierter Texte die meist gehörte Band der rechten Szene. Landser rufe zur Ermordung von Immigranten auf. Ein Textauszug: „Wenn in der Nacht die Kreuze brennen, dann könnt ihr stinkenden Kaffer um eure Leben rennen.“

Gegründet wurden die Vandalen 1982 von Mitgliedern der Ostberliner Heavy-Metal-Szene. Bereits vor der Wende unterhielt die Gruppe nach Angaben des AAB III Kontakte zu Rechtsextremisten in Westdeutschland. Nach der Wiedervereinigung traten die Vandalen, in der rechtsextremen Postille Zentralorgan als „eher langhaarige und bärtige Kämpfer für unsere Sache“ beschrieben, vor allem auf den rechtsextremen „Heldengedenktagen“ in Halbe bei Berlin an die Öffentlichkeit. Mit einer Kranzniederlegung erinnerte man an das letzte Gefecht der SS vom April 1945 – 20.000 alliierte Soldaten fanden den Tod. Auch an einem Wehrsportlager bei Königs Wusterhausen im Jahr 1991, an dem der Rechtsterrorist Diesner teilgenommen habe, hätten Mitglieder der Vandalen mitgewirkt, informiert das AAB III.

„Das Klubhaus muss verschwinden“, sagt Ralf Fischer, Sprecher des Antifaschistischen Aktionsbündnisses. Ziel sei keineswegs ein Verbot der Vandalen. „Verbote bringen nichts“, meint Fischer. Stattdessen verlangt das AAB III ein engagiertes Auftreten gegen Rechts. Angemeldet hat die Demonstration, die am Samstag kommender Woche um 13 Uhr am S-Bahnhof Greifswalder Straße beginnen soll, der PDS-Abgeordnete Gernot Klemm.

Eine Durchsuchung des Klubhauses Ende Juli, bei der ein Großaufgebot der Polizei – darunter ein mit Maschinenpistolen bewaffnetes Sondereinsatzkommando– eine rechte Hochzeitsfeier auf dem ehemaligen Fabrikgelände gestürmt hatte, bezeichnet Fischer als „Alibiveranstaltung“. Bei den Vandalen seien auch Rechtsterroristen abgestiegen, so etwa Joos Vermehren, Vorsitzender der belgischen Neonazitruppe Flammse Block, der Mitte der Neunzigerjahre mit internationalem Haftbefehl gesucht wurde. Unterschlupf fand er, so die Erkenntnisse der Bundesanwaltschaft, bei den Vandalen.

Auch der Österreicher Peter Binder, der von Fahndern im Jahr 1994 mit dreizehn Gewehren, fünf Pistolen und einer ansehnlichen Menge Nitroglycerin an der tschechischen Grenze festgenommen wurde, gab damals an, ein namentlich genanntes Mitglied der Vandalen in Hohenschönhausen besuchen zu wollen. Er wurde von Interpol mit den Briefbombenanschlägen in Österreich in Verbindung gebracht. „Als die Rechtsterroristen aus und ein gingen, hat die Polizei nur zugesehen“, sagt Fischer. Zudem hätten Ende letzten Jahres Mitglieder des AAB III Anzeige erstattet, weil sie zwanzig Meter vom Klubhaus entfernt eine Blutspur entdeckt hätten. „Macht euch keinen Kopf, das wird ein Tier gewesen sein“, hätten die herbeigerufenen Beamten geantwortet.

Das Klubhaus befindet sich nach Angaben des Verfassungsschutzes spätestens seit dem Jahr 1996 in der Liebermannstraße, keinen halben Kilometer vom Rathaus Weißensee entfernt. „Das Bezirksamt stellt sich blind“, kritisiert Fischer.

Eigentümer des Anwesens ist der Ölkonzern Elf-Aquitaine, der den Mietvertrag mit der Rockertruppe aus dem Jahr 1996 vom Vorbesitzer übernommen hat. Ein Sprecher des Unternehmens sagte, man habe erst in den letzten Tagen erfahren, an wen man da vermiete. Bezahlt werde aber immer pünktlich: „Da gibt es keinerlei Probleme.“ Andreas Spannbauer