Junge „Republikaner“ buhlen um die Junge Union

■ Nachwuchsorganisation der Rechtsradikalen startet Aktion gegen „integrationsunwillige“ Ausländer. JU-Chef gibt sich überrascht

Die Republikanische Jugend, Nachwuchsorganisation der rechtsradikalen „Republikaner“, will jetzt eine Initiative für ein „deutscheres Kreuzberg“ ergreifen. Der Bezirk sei fast nicht mehr als Teil einer deutschen Stadt auszumachen und stehe „bundesweit als negatives Synonym für die Überfremdung in unserem Land“, heißt es in einem offenen Brief an die Junge Union Kreuzberg. Diese hatte erst vergangene Woche ihre umstrittene Aufkleber-Kampagne „Deutschland muss in Kreuzberg wieder erkennbar sein“ abgesagt.

Stephan Schneider, Bundessprecher der jungen Rechtsradikalen, gibt in seinem Brief bekannt, dass die „Idee des Aufklebers in leicht veränderter Form“ von seiner Organisation aufgegriffen und in Kreuzberg verteilt werde. Auch soll der Aufkleber einem Brief an Erstwähler in Kreuzberg beigelegt werden.

Auf Anfrage der taz erklärte Schneider, dass die JU-Parole „Deutschland muss in Kreuzberg wieder erkennbar werden“ von der Republikanischen Jugend kurz und bündig in „Kreuzberg muss wieder deutsch werden“ abgeändert werde. Hinzu komme die Abbildung eines Flugzeuges auf dem Aufkleber. „Das Flugzeug steht für die Rückführung integrationsunwilliger Ausländer“, erklärte Schneider. Die Republikanische Jugend will nicht nur die Idee der Jungen Union Kreuzberg übernehmen, sondern auch deren Mitglieder für ihre Ausländerpolitik gewinnen.

„Schon jetzt arbeiten einzelne Mitglieder der Jungen Union Berlins in der Republikanischen Jugend mit“, bekannte Schneider in seinem offenen Brief und fordert weitere Unterstützung aus deren Reihen. So sollen all jene, die zur Lösung des Kreuzberger Problems beitragen wollen, „in unseren Reihen für eine Veränderung der Ausländerpolitik in Deutschland und in Berlin kämpfen“, sagte der Bundessprecher.

Der Landesvorsitzende der Jungen Union, Thorsten Reschke, zeigte sich gegenüber der der taz zunächst einmal erstaunt über dieses Angebot. Ihm sei nicht bekannt, dass seine Verbandsmitglieder mit der „platten, plakativen“ Politik der Republikanischen Jugend etwas anfangen könnten. Wenn es solche Mitglieder geben sollte, seien diese „die längste Zeit Mitglieder der Jungen Union Berlins gewesen“, sagte er.

Eren Ünsal, Sprecherin des Türkischen Bundes, hält das „integrationsfeindliche Vorhaben“ der jungen Reps für die Konsequenz der „kurzsichtigen Aktion der Jungen Union“. Songül Çetinkaya