Spieler, die wissen, wie ein Ball aussieht

■ Für den Verbandsligisten Barsbütteler SV geht es eher ums Überleben als um Punkte

Bescheidenheit steht beim Barsbütteler SV derzeit hoch im Kurs. Drei Spiele, null Punkte, Letzter der Verbandsliga-Tabelle. Und dennoch: „Im Großen und Ganzen haben wir gut gespielt“, resümiert Obmann Lothar Grönberg, „wir haben ja eine ganz neue Mannschaft.“

Die alte ging, als sich die Sponsoren vor drei Monaten verabschiedeten und der Verein keine Prämien mehr zahlen konnte. Die scheidenden Kicker entschädigten sich durch die Mitnahme von Trikots und Massagebank. Kein Geld, kaum Spieler – um den Sturz in die Kreisklasse zu vermeiden, entschloss sich der Verein zur Improvisation: Jetzt kickt ein völlig neues Team aus unerfahrenen Spielern in Hamburgs höchster Liga.

Im Juli spielte fast jeder, der wusste, wie ein Ball aussieht, am Soltausredder vor. Unter Eddy Cissoko, der als eine Art Feuerwehr-Trainer fungierte, traten über fünfzig Spieler an. Inzwischen trainiert Günther Rohrbach, der die Bundeswehr zuvor bei der Militär-WM in Zagreb coachte, das Team. Rohrbach, der den BSV noch zu Oberliga-Zeiten trainierte, schaute sich im Juli schon einmal das Team im Werden an. Zurück aus Zagreb, musste er sich wieder an neue Gesichter gewöhnen. „Den einen oder anderen“, scherzt Rohrbach, „habe ich noch wiedererkannt“.

Nicht allein, dass der Ex-Trainer wieder die Übungen leitet, lässt die Barsbütteler hoffen. Vielleicht wirft die Fußball-AG an der Bundeswehr-Uni unter Rohrbachs Vermittlung ja noch Talente ab. Und bald soll der Ex-Regionalliga-Regisseur Dirk Tiedje das No-Name-Team konkurrenzfähig machen.

Die ersten Matches wertet Trainer Rohrbach als „Lehrvorführung“ fürs junge Team. Dort erwarb sich die designierte Gurkentruppe zumindest einigen Respekt. Zwar spottete das Sport Mikrofon angesichts fehlender Stutzen, die Elf würde zu den Spielen wohl „just erst von der Straße akquiriert“. Doch die Ergebnisse – 0:1, 1:4, 1:2 – waren immerhin keine Debakel.

Das Wichtigste ist ohnehin, die Saison durchzuhalten, um nicht in die Kreisklasse strafversetzt zu werden. „Wir wollen nur anständigen Fußball zeigen“, erklärt Rohrbach. Insgeheim hofft man auf Überraschungen: „Ein Unentschieden könnten wir erreichen“, gibt sich Grönberg fürs Spiel beim ETSV Altona (So., 15 Uhr, Elbgaustraße) optimistisch. Im Zweifelsfall hilft das Motto von Eddy Cissoko: „Als Trainer muss man immer auch Hoffnung haben.“ folk