■ UrDrüs wahre Kolumne
: „Zahngold ist Bargeld“

Als Schirmherrin der Bremer Initiative „Obstler trinken für den Frieden“ begrüße ich es außerordentlich, dass Meister Propper diese volkstümliche Aktion mit der heutigen Wiedereröffnung des Kellerclubs in der Weber-strasse neu belebt: Solange noch Kriegsminister ohne wöchentlichen Fahrradsturz und Außenminister ohne ihren täglichen Farbbeutel mit Sahne zum Malzkaffee existieren, solange muss daran weitergearbeitet werden. Um der Zukunft unserer Kinder willen!

Als Schöngeist im Spagat für Recht und Ordnung sieht sich nicknack-neckisch der Innen-, Sport- und Kultursenator Berni Schulte und definiert seinen Job so: „Ich muss einen Schäferhund und einen Fantasievogel hüten.“ Muss er doch gar nicht, dieser erfolgreiche Freundschaftswerber für den Bertelsmann-Lesering – und darf sich dann auch nicht wundern, wenn der Köter ihm das Goethe-Reclamheftchen von der Jungen Union aus der Gesäßtasche zieht und der Kakadu ihm auf die Ernstel Jünger-Gedächtnisperücke scheißt. Und weil dieser Hüter des abendländischen Triefsinns auch „noch ein biss-chen aggressiver vorgehen will“ in der Verfolgung von Drogenkranken und außerdem in der Asylpolitik „keine liberale Handschrift zulassen will“, wünschen wir ihm wirklich alles, was er sich für die borttschellersche Nachlassverwaltung schon jetzt verdient hat: zum Beispiel regelmäßiges Kaffeetrinken mit seinesgleichen.

Wenn Du, liebe Leserin, und Sie, geneigter Leser, in diesen Tagen ein fröhliches Kind in den Ernst des Lebens schicken müssen oder können, so bitten wir, bei der Wahl der Schultüte darauf zu achten, dass diese sehr wohl das eine oder andere Regal aus dem Süssen Kaufhaus bergen darf, in keinem Falle aber mit den uninspirierten Diddl-Figuren verziert sein sollte. Wer als Kind mit Diddl anfängt, setzt seine geschmäcklerische Karriere unweigerlich mit Stüssy-Kappe, Replay-Pulli und Energy Drinks fort und endet schließlich als Grandprix-Depp im Ferrari-Hausmantel vor der Glotze und trinkt Holsten oder Warsteiner aus der Dose. Wer kann das gut heißen?

Ein Findorffer An- und Verkaufsladen inseriert regelmäßig im Weserkurier mit dem Slogan „Zahngold ist Bargeld“. Auch so eine mögliche Ursache von Gewalt auf unseren Straßen ...

Schön, dass Polizeipräsident Rolf Lüken das schleimige Präsent des Ringvereins der ortsansässigen Haus- und Grundbesitzer in Gestalt einer Digitalkamera zur organisierten Graffiti-Bekämpfung zurückgewiesen hat. Worum es uns als standortbewussten Zeitgenossen doch gehen muss, ist nicht die schlichte Negation jugendlicher Kreativität, sondern ihre Qualifizierung! Kampf den dusseligen Tags und den ewig gleichen Schmierereien: Konkret heißt das doch, Alternativen aufzuzeigen und sinnstiftend zu wirken! Schon heute meldet Endesunterzeichneter seine Bereitschaft an, aus der Fülle seiner Lebenserfahrung als Wandbemaler, vielleicht auch gemeinsam mit dem Kollegen Gerold Janssen, einen Workshop für die junge Generation zur Slogan-Entwicklung beim Bund der Pfadfinder durchzuführen unter dem Motto „Kurz und gut, aus edler Wut“.

Eine dringliche Warnung ist an die Herren Haake und Beck zu richten: Wie der hauseigene Biermarketing-Stratege Axel Meermann jetzt in einem Interview des Blödboy-Magazins GQ ( „Was Männer zwischen Wonderbra und Domina-Stiefel sonst noch mögen“) androhte, denkt man bei den Hopfen- und Malz-Hanseaten vom linken Weserufer darüber nach, mit BMW demnächst werblich in der Formel 1 zusammenzuarbeiten. Wir aber wissen: Wer sich mit dem hochtourig-bayerischen Beckenbauertum einlässt, kommt im Mayonäse-Salat von Feinkost-Käfer oder in der Sonntagsbuxe von Loden-Frey um. Am Ende singt noch Schumi statt Joe Cocker für die grünen Flaschen – und dann geht der Absatz so in den Keller, dass zum nächsten Stoppelmarkt in Vechta nicht mehr Whitney Houston für das gute Bier von hier gastiert, sondern allenfalls Maria Helwig oder irgendein jodelnder Japaner.

Muss das sein? Fragt sich und euch als Freund der neuen Volksmusik ziemlich erschüttert

Ulrich „Kelly“ Reineking

„Welcome home again“ – unter diesem Titel präsentieren UrDrü & Co heute ihre Urlaubs-Horrorshow, Kabarett der literarischen Gewalttätigkeiten. Start ist um 20 Uhr in der GaDeWe an der Reuterstraße.

Und: „Soldaten sind keine Mörder – mit Kontra-Admiral UrDrü!“ Unter diesem Motto bietet unser Kolumnist am Samstag, um 20 Uhr, in der Galerie des Westens ein „Sonder-Militärprogramm“ anlässlich des diesjährigen Antikriegstages.