■ Ein Haus wie ein Bild von Paul Klee

Hochhäuser genießen in Berlin einen schlechten Ruf. Sie sehen in der Mehrheit scheußlich aus, sind energieverschlingende Monster und außerdem wohnt oder arbeitet man darin ungern. Beispiele: das neue Springer-Hochhaus, die Pyramide in Marzahn, halb Hohenschönhausen oder die Gropiusstadt.

Das neue Hochhaus der Wohnungsbaugesellschaft GSW an der Kochstraße macht einen Strich durch diese alte Rechnung, haben doch die Architekten Louisa Hutton und Matthias Sauerbruch mehr als nur gestapelte Stockwerke geschaffen. In vier Jahren Bauzeit ist über einem dreistöckigen Sockel eine schmale Bürohausscheibe entstanden, die sich leicht gekrümmt wie ein Segel aufspannt. Eine Fassade aus Glas lässt Licht durch die 20 Geschosse hindurchscheinen. Und wenn die Westseite des Gebäudes mit ihren Sonnenschutzlamellen geschlossen ist, entsteht ein rötlich-orangenes Ornament, das an die Bilder von Paul Klee erinnert.

Wir tazler haben das Haus mit Argwohn wachsen sehen, nicht nur weil Hochhäuser von vielen als Protagonisten unwirtlicher Städte betrachtet werden, sondern auch, weil uns der „Gegner“, der Springer-Konzern, aus der Sicht gerät. Immer im Blick dagegen blieb der kleine Prospekt am Fuß der Baustelle, der uns das „Öko-Hochhaus“ ankündigte.

In der Tat haben Hutton/Sauerbruch die ressourcensparende Ankündigung eingelöst. Der Altbau wurde modernisiert. Außerdem kommt das neue Haus mit 40 Prozent weniger Energieverbrauch aus als vergleichbare Objekte. Denn die doppelwandige Fassade bildet einen Schacht, der wie ein Schornstein wirkt: die warme verbrauchte Luft wird aus den Büros heraus- und Frischluft durch natürliche Klimatisierung in die Räume hineingezogen.

rola/ Foto: Bernd Hartung