Achtung, Klimakiller: Fenster zu!

■ Die Ziele bei der Reduktion des Kohlendioxidausstoßes sind nur zu erreichen, wenn Häuser besser isoliert werden. Nur: Wer zahlt's?

Berlin (taz) – „Die Deutschen heizen nach wie vor zum Fenster hinaus“, stellte Georg Schwede, Geschäftsführer des deutschen Zweigs vom World Wide Fund for Nature (WWF) gestern in Berlin fest. Die Kohlendioxidemissionen seien in der Bundesrepublik zwar leicht rückläufig, doch bei den Privathaushalten sei der Ausstoß des Treibgases seit 1990 um mehr als 5 Prozent gestiegen.

Deswegen organisierten die WWF-Umweltstiftung und die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ein Symposium zum Thema „Klimaschutz im Wohnungssektor: Investieren in die Zukunft“. Neben Anke Fuchs, Präsidentin des Mieterbundes und Vizepräsidentin des Bundestags, diskutierten dort gestern 250 Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, wie der Kohlendioxidausstoß von Wohngebäuden verringert werden kann.

Ende 1997 haben sich die Industrieländer auf der 3. Klimaschutzkonferenz der Vereinten Nationen in Kioto erstmals verbindliche Ziele zur Reduktion klimaschädlicher Gase gesteckt. Deutschland will den Kohlendioxidausstoß bis 2005 um 25 Prozent gegenüber dem von 1990 verringern. Um das zu erreichen, müsse es ein „Klimabündnis“ geben, bei dem „Verbraucher, Politiker, Unternehmen und Wissenschaftler an einem Strang ziehen“, sagte KfW-Vorstandssprecher Gert Vogt gestern auf dem Symposium.

Die KfW fördert seit 1990 Klimaschutzinvestitionen im Wohnungsbestand mit zinsgünstigen Darlehen und Zuschüssen. Insgesamt hat die Bank seit 1990 über 22 Milliarden Mark Fördermittel vergeben. Damit wurden Klimaschutzinvestitionen in 1,1 Millionen Wohnungen finanziert. Doch nicht nur das: Allein 1998 konnten in Deutschland durch die Umweltförderung der KfW 250.000 Arbeitsplätze gesichert werden.

„Kohlendioxid wird das Mega-Thema der nächsten Jahre sein. Deswegen ist der WWF auch von einer Artenschutz- zur Klimaschutzorganisation mutiert“, sagte Georg Schwede, Geschäftsführer der Umweltstiftung WWF-Deutschland. Über 80 Prozent der bundesdeutschen Wohnungen sind älter als 15 Jahre, kaum wärmegedämmt und deshalb sanierungsbedürftig. Hier setzt der WWF an: Die Umweltstiftung fordert die Bundesregierung auf, die Modernisierung von Altbauten zu fördern sowie Aus- und Weiterbildungsprogramme anzubieten. Außerdem schlägt sie vor, einen Energiepass einzuführen, in dem die wichtigsten energetischen Daten des Gebäudes zum Zwecke der Vergleichbarkeit dokumentiert und bewertet werden. Doch das wichtigste Anliegen des WWF ist immer noch eine „ökologische Steuerreform, die ihren Namen auch verdient“.

Für Aufregung sorgte eine Bemerkung von Arne Paulus, der seit 15 Jahren die Solarmobil-Veranstaltungen in Berlin organisiert und das 100.000 Dächer-Solarstrom-Programm der KfW kurzerhand als „100.000-Lächerlichkeits-Programm“ abtat. Er will die Markteinführung der klimaschonenden Solarenergie über die Erhebung eines „Solarpfennigs“ erreichen. „Eigentum verpflichtet – zum Klimaschutz“. Anke Fuchs versuchte, die Enttäuschung abzufangen. „Man kann schon verzweifeln über die Zähigkeit von gesellschaftlichen Veränderungen.“ Heute sei ein „neuer Push“ zu spüren. „Jedes Thema hat eben seine Zeit.“ Constanze Oehlrich