Kommentar
: Aufruf zum Petzen

■ Hotline zum Senator hebelt Dienstweg aus

Die Schulverwaltungsbeamten müssen sich blamiert vorkommen: Über eine Hotline sollen ausgerechnet Eltern ihnen in der kommenden Woche mitteilen, was an den Schulen nicht klappt. Wie sollen Eltern das beurteilen können? Was kann dabei zu Tage kommen über das hinaus, was in der Schulverwaltung aktenkundig und wahrscheinlich seit Monaten im Verfahren ist? Sicherlich viel Müll und Eltern-Stänkerei, die dann abgearbeitet werden muss. Die Willi-Lemke-Hotline ist ein PR-Gag eines unerfahrenen Senators, viel kostbare Beamten-Arbeitskraft wird verschwendet. Eine erfahrene Schulverwaltung wird zum Call-Center degradiert.

Zu allem Überfluß wird der geregelte Dienstweg ausgehebelt. Wieso sollen die Eltern sich nicht, wie das üblich ist, mit ihrer etwaigen Beschwernis an den zuständigen Lehrer werden, der das über den Schulleiter weitergibt, notfalls, an das zuständige „Regionalteam“ der Schulaufsicht weitergibt? Ist das kein Aufruf zum Petzen?

Wofür gibt es denn den Dienstweg, wenn jetzt plötzlich und völlig unbegründet jeder Unverstand direkten Zutritt zum Arbeitstisch des Senators bekommt! Wielange muß ein Oberschulrat drängeln, damit der Sentator sich einmal für seine Sorgen interessiert!

Die Hotline ist eine Provokation jeder ordentlichen Verwaltung. Keine Frage: Die Verwaltung wird sie schon im Rohr zum krepieren bringen. Klaus Wolschner