Schikane in der Steckdose

■ Greenpeace zieht vors Kartellamt: HEW erschwere Stromkauf mit illegalen Tricks

Hamburg (taz) – Greenpeace hat gestern beim Bundeskartellamt Beschwerde eingelegt, weil die Hamburgischen Elektricitätswerke (HEW) ihrer Meinung nach unverhältnismäßig hohe Durchleitungsgebühren verlangen. „Aus Angst, mehr und mehr umweltbewusste Kunden an Anbieter von Ökostrom zu verlieren, greifen die HEW zu unlauteren Methoden“, schimpft Greenpeace-Energieexperte Jörg Feddern.

Die HEW produzieren 80 Prozent ihres Stroms in Atomkraftwerken. Deshalb hatte die Umweltschutzorganisation den Vertrag mit den HEW zum 1. Juli gekündigt und eine Versorgergemeinschaft, bestehend aus den Stadtwerken Schwäbisch Hall, der Ökostrom Handels AG und der Nevag aus Wiesbaden, damit beauftragt, ihr „sauberen Strom“ zu liefern. Der stammt nach Greenpeace-Definition zur einen Hälfte aus Erneuerbaren Energieträgern, zur anderen aus Kraftwerken, die mit der besonders effizienten Kraft-Wärme-Kopplung arbeiten. In diesen Anlagen sei der Kohlendioxidausstoß um zwei Drittel geringer als bei herkömmlichen Kohle- und Gaskraftwerken.

Damit der Strom im Hamburger Greenpeace-Büro überhaupt ankommt, muss er durch die Leitungen der HEW geschickt werden, andere gibt es nicht. Dafür verlangt der Hamburger Stromversorger 12,4 Pfennig pro Kilowattstunde. Diese Gebühr macht damit mehr als ein Drittel des Gesamtpreises von 34 Pfennig pro Kilowattstunde aus und stößt dadurch bei den Greenpeace-Leuten auf völliges Unverständnis. Denn neue Billigstromanbieter wie „Yello-Strom“ werben bundesweit mit Strompreisen von 19 Pfennig pro Kilowattstunde. Das bedeutet, dass „Yello-Strom“ entweder deutlich draufzahlt oder von den HEW einen viel niedrigeren Durchleitungspreis zugestanden bekam als die Ökostromanbieter. Und genau das soll nun das Bundeskartellamt klären. co