Almeria: Das wird erforscht

■ Schon heute könnte es Sonnenstrom für 20 Pfennig geben

Riesige Spiegel stehen in einer weiten ausgedörrten Ebene. 300 Heliostaten, rechteckige Spiegel, sind fächerförmig auf einen 80 Meter hohen Turm ausgerichtet. Mehr als 40 Quadratmeter ist jeder der Spiegel groß. Werden alle Heliostaten auf denselben Punkt am Turm fokussiert, entsteht dort bis zu einem Megawatt elektrischer Leistung. Vor 20 Jahren wurden in der südspanischen Wüstenlandschaft 40 Kilometer nordöstlich der Küstenstadt Almeria die ersten Spiegel montiert. Auf diesem Solarforschungszentrum, der „Plataforma Solar de Almeria“, entwickeln und testen spanische und deutsche Wissenschaftler vor allem Verfahren, mit denen die Wärmeenergie der Sonnenstrahlung in elektrische Energie umgewandelt werden soll. Bei jedem dieser Verfahren wird durch Spiegel die Sonnenstrahlung gebündelt. Im Brennpunkt befindet sich ein Receiver, in dem Flüssigkeiten oder Gase erhitzt werden. Wasser wird zum Verdampfen gebracht, der Dampf treibt einen Generator an.

Ein wichtiger Teil der Forschungen in Almeria beschäftigt sich mit der Parabolrinnentechnik. Rinnenförmig gekrümmte Spiegel, knapp sechs Meter breit und 50 Meter lang, bündeln die Sonnenstrahlung auf ein Absorberrohr. Dort wird ein Wärmeträgermedium erhitzt. Ein ganz neuer Ansatz geht dahin, Wasser direkt im Absorberrohr verdampfen zu lassen.

Diese Technik bedarf noch einiger Forschung, bis sie ausgereift ist. Die herkömmliche Parabolrinnentechnik hat sich schon in der Praxis bewährt. In der kalifornischen Mojave-Wüste wurde in den 80er-Jahren ein Kraftwerk mit einer Leistung von 354 Megawatt errichtet. Hier wird die Hälfte des weltweit verfügbaren Solarstroms erzeugt. Gerd Eisenbeiß, Programmdirektor Energietechnik bei der Deutschen Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt (DLR), sagt, dass es schon heute möglich sei, mit Parabolrinnenkraftwerken Strom zu einem Preis von 20 Pfennig pro Kilowattstunde zu erzeugen. Das ist deutlich günstiger als bei Solarzellen und liegt nahe bei dem Preis für Strom aus fossilen Energieträgern. Am Rand der Plataforma stehen sechs kreisrunde Objekte, die aussehen wie blankpolierte Satellitenantennen. Der Durchmesser einer solchen Spiegelschüssel – „Dish“ nennen ihn die Wissenschaftler – beträgt etwa acht Meter. Die Solarschüsseln sollen zur Stromversorgung abgelegener kleiner Dörfer eingesetzt werden, mit ihnen kann – je nach Durchmesser des Spiegels – Strom in der Größenordnung bis zu zehn Kilowatt erzeugt werden. Das geschieht durch einen Stirlingmotor, der durch im Brennpunkt des Spiegels erhitztes Gas angetrieben wird. Von 1986 bis 1998 wurde die Plataforma in Kooperation von der spanischen Energieforschungsagentur CIEMAT und der DLR betrieben. Seit diesem Jahr ist die DLR nur noch Gast auf der Plataforma, da sie 1997 auf Druck der Bundesregierung das Kooperationsabkommen kündigen musste.

Percy Ehlert