Energiesparen per Gesetz

■ Im nächsten Jahr wird die bisherige Wärmeschutzverordnung abgelöst

EnVO – an diesem Kürzel kommen Bauherren bald nicht mehr vorbei. Die vier Buchstaben stehen für die Energieeinsparverordnung, die im Laufe des nächsten Jahres die geltende Wärmeschutzverordnung aus dem Jahr 1995 ablösen soll. Für Neubauten schreibt der vorliegende Referentenentwurf des Bundesbauministeriums einen um rund 30 Prozent niedrigeren Heizenergiebedarf im Vergleich zur jetzigen Regelung vor. Mit einem dann verbindlichen Durchschnittsverbrauch von jährlich rund 70 Kilowattstunden pro Quadratmeter Wohnfläche wird die Niedrigenergiehaus-Technik zum bundesweiten Standard.

Dieser Schritt macht Sinn, denn bundesweit entfällt rund ein Drittel des heutigen Energieverbrauchs und damit auch die gleiche Menge der klimaschädigenden Kohlendioxid-Emissionen auf den Gebäudebereich. Dass die Anforderungen mit der EnVO an den Wärmeschutz bei Neubauten um 25 bis 30 Prozent verbessert werden, nennt Dirk Mobers „den richtigen Weg“.

Der Leiter des REN-Impulsprogramms Bau und Energie bei der Energieagentur NRW in Wuppertal hätte sich aber umfassendere Bestimmungen für die schon bestehenden Gebäude gewünscht: „Neue Häuser machen jährlich gerade einmal ein Prozent des gesamten Häuser- und Wohnungsbestandes aus.“ Sinnvoll wäre deshalb eine Vorschrift, dass bei Putz- oder Fassadenarbeiten an einem Gebäude automatisch ein verbesserter Wärmeschutz anzubringen ist: „Wenn das Haus schon eingerüstet ist, dann macht es wirtschaftlich auch Sinn, den zweiten Schritt zu gehen“, so Mobers.

Das setze immer das Engagement, die Einsicht und schließlich auch das Geld des Eigentümers voraus. Deshalb reicht die neue „substantiell im Vergleich zu früheren Bestimmungen bessere Verordnung allein nicht aus, um die vorhandenen Kohlendioxid-Reduktionspotentiale im Gebäudebereich umzusetzen“, sagt Wolfgang Feist, der in Darmstadt das Passivhaus-Institut leitet. Denn die Umsetzung der festgelegten Höchstwerte beim Energieverbrauch wird niemand kontrollieren. Feist plädiert für gezielte Förderprogramme, die über das derzeit von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) angebotene Darlehensprogramm hinaus geht: „Das KfW-Angebot beispielsweise ist wirklich nicht schlecht, nur leider viel zu wenig bekannt.“ Es müsse eine Modernisierungsoffensive geben, die von Architekten, Ingenieuren, der IG Bau, Banken und den Handwerkern getragen werden sollte: „Schließlich profitieren alle Seiten davon.“

Untersuchungen des Deutschen Instituts für Wirtschaft kamen zu dem Ergebnis, dass allein durch den verbesserten Wärmeschutz bestehender Wohngebäude jährlich rund 77.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden könnten. In gleicher Größenordnung bewegt sich die Zahl der Stellen, die durch den Einbau einer effizienteren Heizungstechnik erreicht werden könnte. Feist: „Es kommt darauf, die Verordnung mit Leben zu erfüllen.“ Ralf Köpke