Stromfresser ade

■ Wie man den Verbrauch senken kann

Allein in Deutschland werden in Haushalten und Büros mindestens 11 Prozent des Stroms durch Leerlaufverluste von Elektrogeräten verbraucht. Im sogenannten Stand-by-Betrieb benötigen diese Geräte nahezu 20,5 Milliarden Kilowattstunden im Jahr. Mit rationeller Technik und aufgeklärten Verbrauchern könnten Umwelt und Geldbeutel geschont werden.

Alfred Lutz hat gelernt, mit spitzer Feder zu rechnen. Der Mitarbeiter des Umweltbundesamtes in Berlin kennt sich in Sachen Energieverbrauch – oder besser gesagt: Energieverschwendung – bestens aus. „Ein durchschnittlich ausgestatteter Haushalt zahlt pro Jahr rund 250 Mark allein für den Leerlauf von Elektrogeräten. Das sind etwa zehn Prozent der gesamten Stromkosten“, erklärt Lutz. Nach einer aktuellen Studie der Berliner Bundesbehörde, die seit Anfang März vorliegt, verpuffen derzeit mehr als 20 Milliarden Kilowattstunden völlig nutzlos. Fernseher, HiFi-Anlagen, Videogeräte, Elektroherde mit integrierten Uhren, Satellitenempfänger mit Antennenverstärker, Schnurlostelefone, Faxgeräte und Computer samt Laserdrucker vergeuden in „Hab-acht“-Stellung bundesweit mehr Strom, als eine Großstadtmetropole wie Berlin (Jahresverbrauch etwa 14 Milliarden Kilowattstunden) in einem Jahr benötigt. Fiele dieser Verbrauch weg, so könnten die vier ältesten Atomkraftwerke Obrigheim, Stade, Biblis A und Brunsbüttel theoretisch sofort vom Netz genommen werden.

Immer mehr elektronische Haushalts- und Bürogeräte haben Netzteile, die sich nicht vollständig ausschalten lassen – sie verharren im Stand-by-Betrieb. Fernsehapparate werden im Durchschnitt fünf Stunden am Tag genutzt, die übrigen 19 Stunden stehen sie in elektronischer Sofortbereitschaft. Nach Berechnungen des Umweltbundesamtes verbraucht jedes Fernsehgerät jährlich rund 150 Kilowattstunden Energie nur im Stand-by-Betrieb. Bei etwa 35 Millionen Geräten kommt da schon eine gewaltige Summe zusammen. „Etwas mehr als fünf Milliarden Kilowattstunden werden nur beim Fernsehbetrieb dauerhaft und nutzlos verschwendet“, meint Alfred Lutz. Zum Vergleich: Mit diesem Stromverbrauch könnten Großstädte wie Köln oder München ein Jahr lang komplett versorgt werden.

Nach Ansicht des Umweltbundesamtes sollten die Zahlen alarmieren. Denn allein zur Deckung der Leerlaufverluste der Privathaushalte laufen zwei 1.000-Megawatt-Großkraftwerke rund um die Uhr. Eine Trendwende ist noch nicht abzusehen, da derzeit die Zahl der stromverschwendenden Geräte kontinuierlich zunimmt. Klimapolitisch ist der klammheimliche Stromfraß von besonderem Interesse. Bezogen auf 1995 führen die Leerlaufverluste bundesweit zu einem CO2-Ausstoß von rund 14 Millionen Tonnen. Das entspricht einem Anteil von 1,5 Prozent der gesamten CO2-Emissionen in Deutschland.

Michael Franken
‚/B‘ Die Studie „Klimaschutz durch Minderung von Leerlaufverlusten bei Elektrogeräten“ gibt es beim Umweltbundesamt, Postfach 33 00 22, 14191 Berlin, Telefon (030) 8903-0, Fax: (030) 8903 22-85, Internet: http://www.umweltbundesamt.de